Die Fundstätte der Schöninger Speere in Niedersachsen könnte bald zum Unesco-Welterbe zählen. Sie wurde am Montag von der Kulturministerkonferenz der Länder als einer von sieben Vorschlägen in die deutsche Anmeldeliste aufgenommen, wie Niedersachsens Ressortchef Falko Mohrs (SPD) mitteilte. Die Nominierung der archäologischen Stätte verdeutliche ihre „herausragende Bedeutung für die Geschichte der Menschheit weit über Deutschland hinaus“. Mohrs ist zurzeit Vorsitzender der Konferenz.
Die hölzernen Speere waren zwischen 1994 und 1998 im Braunkohletagebau Schöningen im Landkreis Helmstedt gefunden worden. Sie sind nach Angaben von Forschern mindestens 300.000 Jahre alt und gelten damit als die ältesten vollständig erhaltenen Jagdwaffen der Menschheit und als wichtiges Zeugnis der frühen Menschheitsgeschichte. Mit dem Fund hätten erstmals kognitive Fähigkeiten des Frühmenschen wie strategisches Denken und langfristige Planung nachgewiesen werden können, hieß es.
Durch die besondere geologische Situation sei die Fundstätte „ein Fenster in die Frühzeit der Menschheitsgeschichte“, betonte Mohrs. Es ermögliche Einblicke in das menschliche Zusammenleben und auch in Ökosysteme von vor 300.000 Jahren. Als prähistorische Stätte könne der Fundort der Schöninger Speere eine Lücke in der Welterbeliste schließen.
Mit ihrem Beschluss schlossen sich die Kulturminister den Auswahlempfehlungen eines Fachbeirats an. Neben der Fundstätte der Schöninger Speere hatte Niedersachsen auch die „Siedlungslandschaft Rundlinge im Wendland“ vorgeschlagen. „Leider hat es aus Sicht des Fachbeirats nicht gereicht, um die Siedlungslandschaft Rundlinge nach Paris zu melden“, bedauerte Mohrs.
Die nationale Vorschlagliste wird 2024 beim Welterbezentrum in Paris eingereicht. Das dort ansässige Welterbe-Komitee entscheidet über die endgültige Aufnahme. Neben der Fundstätte der Speere stehen die Waldsiedlung Zehlendorf in Berlin, das Pretziener Wehr bei Magdeburg, der Fernsehturm in Stuttgart und der Olympiapark in München sowie europäische Großbogenbrücken des 19. Jahrhunderts und keltische Machtzentren der älteren Eisenzeit nordwestlich der Alpen auf der deutschen Liste.