Bonn – Bei den bundesweiten Ostermärschen sind in diesem Jahr wieder Tausende Aktivisten für Frieden und Abrüstung auf die Straße gegangen. Das Netzwerk Friedenskooperative in Bonn verzeichnete rund 100 Demonstrationen und Kundgebungen. Sprecher Kristian Golla sprach von „Zehntausenden Teilnehmern“, die von Karfreitag bis Ostermontag unter anderem für eine atomwaffenfreie Welt und einen Stopp von Rüstungsexporten demonstriert hätten. Es hätten sich mehr Menschen als in den vergangenen Jahren beteiligt.
In Frankfurt am Main forderten am Ostermontag nach Veranstalterangaben rund 4000 Aktivisten eine friedliche und soziale Entwicklung der Europäischen Union und eine neue Entspannungspolitik. Statt die Rüstungsausgaben gemäß dem Nato-Ziel auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen, solle mehr Geld für Bildung, Gesundheit, Umwelt und Wohnen aufgewendet werden, appellierten Redner. Zum Abschluss des mehrtägigen Ostermarsches Rhein-Ruhr zogen mehrere hundert Teilnehmer von Bochum nach Dortmund. Auch hier wurde die geplante Erhöhung des Verteidigungshaushaltes angeprangert. Der NRW-Landesgeschäftsführer der „Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner“, Joachim Schramm, sprach von einer „Fortsetzung der falschen Politik der militärischen Stärke und Konfrontation“.
Am Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz demonstrierten am Ostermontag nach Veranstalterangaben rund 400 Friedensaktivisten für einen Abzug der dort mutmaßlich gelagerten US-amerikanischen Atomwaffen. Elke Koller vom Internationalen Versöhnungsbund sagte, angesichts der atomaren Bedrohung sei es überlebenswichtig, die Stimme zu erheben. „Die Menschen wollen eine atomwaffenfreie Welt, der Friedensnobelpreis an Ican hat dies gezeigt.“ Die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (Ican) hatte im vergangenen Jahr die Auszeichnung erhalten. In Sachsen-Anhalt wanderten Ostermarschierer der Bürgerinitiative Offene Heide von Letzlingen unter dem Motto „An Kriege gewöhnen? Niemals!“ zum Gefechtsübungszentrum der Bundeswehr. Die 1993 gegründete Bürgerinitiative demonstriert seit Jahren für eine rein zivile Nutzung der Colbitz-Letzlinger Heide.
Insgesamt gab es am Ostermontag Aktionen in mehr als 30 Städten, darunter auch Kassel, Marburg, Nürnberg, Hamburg, Krefeld, Dülmen und Hamm. Willi van Ooyen, Sprecher der Frankfurter Infostelle Ostermarsch, zog eine positive Bilanz der Demonstrationen. Bei den Aktionen mit Zehntausenden Teilnehmern unter dem Motto „abrüsten statt aufrüsten“ sei deutlich geworden, dass die Friedensbewegung die ablehnende Haltung der Mehrheit der Bevölkerung gegen Krieg und Militarismus widerspiegele.
Die Friedensbewegung verweigere sich „dem Zwangsdenken von Kriegspropaganda, Kriegsdrohungen und Kriegen“, sagte van Ooyen. Sie halte fest an ihrer Vision von einer Welt ohne Atomwaffen, einem entmilitarisierten Europa der Völkerverständigung und einem Deutschland, von dessen Boden kein Krieg, sondern Frieden ausgehe. Weltweite Kriege würden auch durch deutsche Kriegsbeteiligung und Waffenlieferungen angeheizt. „Die deutsche Politik trägt große Verantwortung für das Morden in aller Welt“, sagte er. epd/UK
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Für Frieden und Abrüstung
Kundgebungen und Demonstrationen in bundesweit über 30 Städten mit Tausenden Teilnehmern. Rüstungsexporte und geplante Erhöhung des Verteidigungshaushalts angeprangert

Rolf Zoellner