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Freller zu Berlinale-Eklat: Schande für die deutsche Kulturlandschaft

Nach politisch umstrittenen Äußerungen von Künstlern zum Nahost-Konflikt auf der Berlinale-Preisverleihung wird auch Kritik aus Bayern laut. „Der Israel-Hass auf der diesjährigen Berlinale erschüttert mich“, sagte der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, Karl Freller, am Montag. Er sprach von einer „Schande für die deutsche Kulturlandschaft“. Künstler hatten bei der Preisverleihung am Samstagabend unter anderem von einem „Genozid im Gazastreifen“ gesprochen und Israel „Apartheid“ vorgeworfen. Der Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober auf Israel mit 1.200 Todesopfern blieb dagegen unerwähnt.

Freller fordert nun Konsequenzen: „Diese Veranstaltung hat Feinden von Israel eine Plattform geboten, sie ist inhaltlich aus dem Ruder gelaufen und meiner Meinung nach müssen die Verantwortlichen dafür zur Rechenschaft gefordert werden.“ Zudem sei es angemessen, auch finanzielle Maßnahmen einzuleiten. Nach Antisemitismus-Vorwürfen bei der Documenta 2022 in Kassel gebe es mit der diesjährigen Berlinale einen weiteren „unentschuldbaren Vorfall in der deutschen Kulturszene“, sagte Freller weiter.

Auch Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) forderte, antisemitische Umtriebe nicht mit Steuergeldern zu unterstützen. „Es darf keine Plattformen für Judenhass geben, schon gar keine staatlich subventionierten“, sagte er der „Welt“. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, der Würzburger Mediziner Josef Schuster, sagte, dass Hetze gegen Israel und Juden auf deutschen Kulturveranstaltungen eine erschreckende Regelmäßigkeit geworden sei. „Schon wieder ducken sich bei der Berlinale viele politisch Verantwortliche weg und haben nicht den Mut, gegen Applaus für Israelhass aufzustehen.“

Die Berlinale-Preisverleihung hatte bundesweit für Kritik gesorgt. Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), Volker Beck, forderte im RBB-Sender radioeins eine kulturpolitische Strategie gegen Antisemitismus. Dabei warf er Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) eine zögerliche Haltung vor. Es brauche endlich eine Strategie, „wo man Antisemitismus-kritische Stimmen stärkt und diese Sache nicht einfach laufen lässt“. Roth kündigte am Montag an, sie wolle mit Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner (CDU) die Vorkommnisse aufarbeiten und die nötigen Schlüsse daraus ziehen. (00/0652/26.02.2024)