Dortmund – „Frauenleben 4.0 – Zu Risiken und Chancen der Digitalisierung“ war das 7. Dortmunder Frauenmahl am 16. Februar überschrieben. An langen Tafeln in der besonderen Atmosphäre der St. Petri-Kirche fanden 150 Frauen Platz. Drei bekannte Frauen aus Wissenschaft und Gesellschaft hielten ihre Kanzel-Reden zu verschiedenen Dimensionen der zunehmenden Digitalisierung.
Manuela Maschke von der Hans-Böckler-Stiftung Düsseldorf sprach zum Thema „Simst du noch oder schläfst du schon?“ über Arbeit 4.0 in der flexiblen, digitalisierten Welt von heute und morgen. Digitalisierung, so Maschke, sei in der Darstellung meist eine „HISstory“, also eine Geschichte von männlichen Protagonisten wie Internet-Giganten, Start-ups oder anderen Helden. Die weiblichen Vorreiterinnen der Digitalisierung fehlten oft in der Berichterstattung und erst langsam beginne der Diskurs um digitale Medien, auch Geschlechterfragen zu stellen. Maschke betonte neben den Chancen auch die Gefahren der Digitalisierung für die Geschlechterverhältnisse: Die neuen Technologien könnten zum Anlass genommen werden, um Geschlechterverhältnisse neu zu verhandeln. Durch die Technologisierung könnten aber auch neue, flexiblere Arbeitsplätze für Frauen entstehen – nicht selten jedoch bergen diese wieder die Gefahr der geringen Bezahlung und schlechten sozialen Absicherung.
Vanessa Jakob, Diplom-Pflegewissenschaftlerin an der Rheinischen Fachhochschule Köln, stellte in ihrer Rede „Handy, Tablet und Familie“ die Ergebnisse der BLIKK-Studie 2017 vor. Die breit angelegte und vom Bundesgesundheitsministerium geförderte Studie zum Konsumverhalten digitaler Medien von Kindern zeigt, dass bei Säuglingen signifikant erhöhte Probleme beim Einschlafen und Füttern festzustellen sind, wenn Eltern währenddessen digitale Medien nutzen oder Musik hören. Die Vorbildfunktion der Eltern werde somit immer wichtiger. Ihre Medienkompetenz müsse geschult werden. Als eine Herausforderung für die Zukunft sieht Jakob die Frage, wie die digitale und analoge Welt von Kindern und Jugendlichen miteinander in Einklang gebracht werden können. Bei aller Digitalisierung dürfe das analoge Miteinander nicht verloren gehen. Die gemeinsame Erlebniswelt des Sich-Gegenüberstehens könne durch Online-Kommunikation nicht kompensiert werden, so Jakob.
Die Schauspielerin und Aktivistin der Protestorganisation „Pinkstinks“, Lara Maria Wichels aus Hamburg, stellte in ihre Tischrede zum Thema „digital“ per Video den Youtube-Kanal „Lu Likes“ vor, wo sie über Themen spricht, die Teenager interessieren: Gleichberechtigung, Digitalisierung, Sexismus in der Werbung, Schönheitswahn. Der Verein nutzt mit instagram, snapshat, youtube und facebook bewusst digitale Plattformen, auf denen Teenager zuhause sind. Ziel ist es zum Beispiel, Gegenbilder zu den gängigen medial vermittelten Schönheitsidealen breit zu streuen, die derzeit unter anderem von „Germanys Next Top Model“ vermittelt werden. „Stärke kann durchs Netz gehen“, so lautete Wichels Botschaft, und „Frauen und Mädchen können durch digitale Medien – insbesondere durch Videoclips – gestärkt werden“. Wichels forderte die Frauen auf, sich ins Netz zu trauen – denn das sei der Ort, an dem die jungen Frauen von Morgen zu finden sind.
Zwischen den Tischreden gab es bei einem vegetarischen Drei-Gänge-Menüs Gelegenheit zum Austausch bei Kerzenschein und Musik von DJane Kitty aus Dortmund, natürlich ausschließlich von Frauen. Im Anschluss hieß es „Tanzfläche frei“, und im Seitenschiff der Kirche wurde in lockerer Atmosphäre zu modernen Rhythmen in den Abend getanzt.
Informationen unter www.kircheundgesellschaft.de/frauenreferat oder www.frauenmahl.de.