Erst im hohen Alter fing die im französischen Metz geborene Marthe Cohn an, aus ihrem bewegten Leben zu erzählen. Mit viel Mut und Glück engagierte sie sich im Kampf gegen die Nazi-Barbarei. Ihre Stimme wird fehlen.
Die ehemalige Weltkriegs-Spionin Marthe Cohn ist tot. Die französisch-jüdische Widerstandskämpferin gegen die deutschen Besatzer und das NS-Regime starb bereits am Dienstag (20. Mai) im Alter von 105 Jahren in ihrer Wahlheimat in Rancho Palos Verdes im US-Bundesstaat Kalifornien. Das geht aus Traueranzeigen ihrer Familie und Medienberichten hervor.
Geboren am 15. April 1920 als Marthe Hoffnung Gutglück in eine orthodoxe jüdische Familie in Metz, begann sie im Zweiten Weltkrieg eine Ausbildung zur Krankenschwester des Roten Kreuzes und spionierte unter großen Gefahren für die französische Widerstandsbewegung Résistance in Deutschland. Auch konnte sie dem französischen Militär immer wieder Informationen über deutsche Stellungen übermitteln.
Nach dem Krieg arbeitete Cohn als Krankenschwester in Indochina. Später zog sie mit ihrem Ehemann in die USA. Fast 60 Jahre lang schwieg sie über ihre Einsätze während des Zweiten Weltkriegs und die Versuche, ihre jüdische Familie und andere Juden zu retten. Ihre Memoiren erschien 2002 auf Englisch und 2018 in Deutschland unter dem Titel “Im Land des Feindes. Eine jüdische Spionin in Nazi-Deutschland”. Ein Dokumentarfilm über ihr bewegtes Leben, “Chichinette – Wie ich zufällig Spionin wurde” kam 2020 in die Kinos.
In ihrer Biographie hielt Cohn fest: “Der Krieg hat mich eine Menge Dinge gelehrt, unter anderem, dass es von den Umständen abhängt, ob ein Mensch mutig oder feige ist.” Eine weitere Lektion habe darin bestanden, “das Unvermeidliche zu akzeptieren und das Schöne, was mir widerfahren ist, zu würdigen, wie die Geburt meiner beiden wunderbaren Söhne und meiner Enkelin”.