Es sind nur fünf Tage. Doch in diesen verändert sich das Leben von zwei Familien in Nürnberg auf radikale Art und Weise. Vom Fluss der sich überstürzenden Ereignisse werden aber nicht nur deren Mitglieder hinweggerissen. Auch Kommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) muss am Ende damit fertig werden, dass nichts mehr so sein wird, wie es einmal war. Denn seine bewährte und geschätzte Partnerin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) wird künftig nicht mehr mit ihm gemeinsam auf Verbrecherjagd gehen.
Manzel hatte schon vor Beginn der Dreharbeiten angekündigt, dass es ihr letzter “Tatort” aus Franken werde. “Wenn’s am schönsten ist, soll man aufhören”, so ihre Ansage. Regisseur und Autor Max Färberböck stand damit vor der Aufgabe, ihr zusammen mit Danny Rosness eine Geschichte zum Ausstieg auf den Leib zu schreiben. In dieser sollte die vielseitige Künstlerin noch einmal zeigen können, was in ihr steckt. Es ist ihm gelungen. Zudem schaffte er es, herausragende Schauspieler für die weiteren Rollen zu verpflichten.
Tatort mit spannendem Krimi-Plot
Die am 6. Oktober in der ARD um 20.15 Uhr zu sehende Folge “Trotzdem” bietet aber zuerst einmal einen spannenden Krimiplot. Die beiden Kommissare müssen mit ihrem bewährten Team – vollen Einsatz zeigt auch Eli Wasserscheid als rastlose Wanda Goldwasser – gegen die Zeit anlaufen, um weiteres Unheil zu verhindern.
Alles beginnt damit, dass die beiden Schwestern Maria (Mercedes Müller) und Lisa (Anne Haug) erfahren, dass sich ihr 25-jähriger Bruder im Gefängnis das Leben genommen hat. Alle mochten Lenni; selbst im Knast glaubten sie an seine Unschuld, obwohl er für den gewaltsamen Tod einer jungen Frau vor drei Jahren verurteilt worden war.
Zweifel plagten seither auch den Chef der Nürnberger Polizei (Stefan Merki). Und so beginnt sein Team die alten Akten zu wälzen, damals vernommene Personen erneut einzubestellen und zu befragen. Als die Kommissare die Schwestern des Verstorbenen in ihrem Dessous-Laden in der Innenstadt aufsuchen, schlagen den Beamten Ablehnung und Misstrauen entgegen. Die Frauen sind verzweifelt und überzeugt, dem Bruder sei Unrecht widerfahren, weil die Behörden nicht korrekt ermittelt hätten.
Teuflisches Domino-Spiel im Tatort
Dann kommt es zu einem weiteren Todesfall. Der Sohn von Karl Dellmann (Fritz Karl) und seiner Frau Katja (Ursina Lardi), der wenige Stunden zuvor bei der Polizei vernommen worden war, liegt reglos auf der Straße. Plötzlich stehen sich zwei Familien in Trauer und Wut gegenüber.
Die Kommissare versuchen ein teuflisches Dominospiel zu stoppen, dessen Hintergründe erst nach und nach zum Vorschein kommen. Auf der einen Seite stehen die Schwestern, die mit Freund Maik (cool dargestellt von Florian Karlheim) einen Beschützer ganz besonderer Art gefunden haben; auf der anderen der erfolgreiche und sozial eingestellte Unternehmer Dellmann mit Frau und den verbliebenen zwei Söhnen.
Paula Ringelhahn: ein starker Abschied
Alles läuft auf einen Showdown zu. Die Hektik wird allerdings bewusst mit entschleunigenden Momenten durchbrochen. Dazu gehört eine von den Kommissaren völlig unaufgeregt geführte Befragung von Karl Dellmann in dessen riesigem Büro. Keine Nebengeräusche lenken ab. Der Zuschauer lauscht nur gebannt dem gesprochenen Wort.
Auch dieses Mal reflektieren Voss und Ringelhahn beim Autofahren im geschützten Raum des Fahrzeugs ihre Arbeit und das Leben. Manzel wertete solche Szenen stets als Kostbarkeit, wie sie der Katholischen-Nachrichten-Agentur (KNA) sagte: “Dieses Einander-Zuhören, Antworten-Geben, aber auch das gemeinsame Schweigen ist in Filmen selten geworden.”
Mit ihrer ruhigen, entwaffnenden Art wird Ringelhahn letztlich zur Deeskalation der brutal geführten Auseinandersetzung beitragen. Dann ist endgültig der Abschied gekommen. Soviel sei verraten: Es ist erneut ein leiser, aber starker Auftritt der Kommissarin. Färberböck hat Manzel dafür einen besonderen, bestens passenden Song ausgesucht, der auch zu ihren Lieblingsliedern zählt. Sie singt ihn ohne Musikbegleitung – noch einmal entsteht ein wirkungsvolles Innehalten in diesen so hektischen Zeiten.
Der Tatort “Trotzdem” läuft am Sonntag, 6. Oktober, um 20.15 Uhr in der ARD.