40 Tage nach Ostern ist der Feiertag “Christi Himmelfahrt” – in diesem Jahr am 29. Mai. In vielen Kalendern steht an diesem Donnerstag aber auch “Vatertag”. Reine Verweltlichung? Oder gibt es doch eine Verbindung?
Am Donnerstag feiern Christen das Fest Christi Himmelfahrt. Viele freuen sich aber einfach nur über ein verlängertes Wochenende, andere wiederum auf eine (feucht)fröhliche Tour mit Bier und Bollerwagen zum Vatertag. Aber was steckt eigentlich hinter dem Fest? Antworten auf wichtige Fragen rund um den Feiertag:
Im Neuen Testament steht, Jesus sei nach seiner Auferstehung an Ostern noch mehrfach seinen Jüngern erschienen, bevor er in den Himmel auffuhr. Die Himmelfahrt wird an drei Stellen in der Bibel erwähnt: Im Markus- und Lukas-Evangelium gibt es dabei keine Zeitangaben. In der Apostelgeschichte dagegen steht, dass Jesus noch 40 Tage bei seinen Jüngern war, bevor es dann heißt: “Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken.”
Nach biblischer Überlieferung soll Jesus von der höchsten Stelle des Ölbergs aus zum Himmel aufgefahren sein. Dort – östlich der Altstadt von Jerusalem – steht die kleine schlichte Himmelfahrtskapelle, die seit der Kreuzfahrerzeit Eigentum der islamischen Stiftungsverwaltung (“Wakf”) ist. Seit osmanischer Zeit darf dort nur einmal im Jahr, nämlich am Fest Christi Himmelfahrt, eine katholische Messe gefeiert werden. Die Muslime haben die Derwisch-Moschee, in deren Innenhof die Kapelle steht, aus Respekt neben der Stelle der Auffahrt des “Propheten Jesus zu Allah, dem Allmächtigen” errichtet und nicht darüber.
Die Feier war zuerst mit dem Pfingstfest verbunden, ehe sich seit dem vierten Jahrhundert ein eigenständiges Fest entwickelte. In Anlehnung an die Apostelgeschichte wird Christi Himmelfahrt am 40. Tag nach Ostern gefeiert. Mit der Himmelfahrt verbunden ist das Versprechen Jesu, seinen Anhängern zur Stärkung den Heiligen Geist zu senden. Zehn Tage nach Himmelfahrt feiern die Christen deshalb Pfingsten als Fest der Aussendung des Heiligen Geistes.
Anders als Fronleichnam zehn Tage nach Pfingsten ist Christi Himmelfahrt in allen deutschen Bundesländern gesetzlicher Feiertag. Das gilt auch für viele Nachbarländer wie Schweiz, Österreich, Dänemark, Niederlande, Belgien, Luxemburg und Frankreich sowie für weitere Länder wie Norwegen, Schweden, Finnland, Island, Liechtenstein, Kolumbien, Haiti, Indonesien oder Namibia. Kein gesetzlicher Feiertag dagegen ist Christi Himmelfahrt in klassischen katholischen Ländern wie Italien, Polen, Ungarn oder Spanien. Dort wird die kirchliche Feier in der Regel am darauffolgenden Sonntag nachgeholt.
Um den Menschen die Himmelfahrt plastisch vor Augen zu führen, wurden und werden vor allem in einigen Regionen Süddeutschlands und Österreichs Christusfiguren durch ein Loch in der Kirchendecke nach oben gezogen. Ansonsten wird das Fest traditionell an vielen Orten mit Gottesdiensten und Prozessionen im Freien gefeiert.
Bekannte Prozessionen sind etwa der “Gymnicher Ritt” in Erftstadt bei Köln, die Kutschenwallfahrt im münsterländischen Telgte, die Meereshochzeit in Cervia an der italienischen Adria oder die Heiligblutprozession im belgischen Brügge. Am Freitag nach Himmelfahrt zieht alljährlich Europas größte Reiterprozession, der Blutritt, durch die oberschwäbische Stadt Weingarten. In den Tagen vor dem Fest gibt es in vielen Orten Bittprozessionen durch Felder oder Weinberge, um für eine gute Ernte zu beten.
Viele verbinden das Fest auch mit feuchtfröhlichen Ausflügen zum Vatertag, an dem Männergruppen mit Bollerwagen und Bierfass losziehen. In einigen Statistiken nimmt Christi Himmelfahrt wohl auch deshalb eine traurige Spitzenposition ein – vor allem bei den Unfällen unter Alkoholeinfluss. Laut Statistischem Bundesamt ereignen sich seit vielen Jahren die meisten Alkoholunfälle im Jahr am Vatertag, gefolgt von Neujahr und vom 1. Mai. In manchen Jahren waren es doppelt so viele Unfälle wie im Jahresdurchschnitt.
Auch 2024 gab es laut aktueller Statistik einen Jahreshöchststand mit 287 Straßenverkehrsunfällen an dem Tag. Bei 204 von ihnen kamen Menschen zu Schaden – ebenfalls ein Jahreshöchstwert. Dabei wurden 58 Menschen schwer verletzt, eine Person kam ums Leben.
Es gibt durchaus Hinweise darauf, dass das Treiben am Vatertag aus dem Brauchtum rund um Himmelfahrt entstanden sein könnte. So verraten kirchliche Chroniken, dass schon im 17. Jahrhundert manche Himmelfahrtsprozession in einem Trinkgelage geendet hat. Daraus entwickelten sich seit dem 19. Jahrhundert in manchen Großstädten sogenannte “Schinkentouren”: Fuhrunternehmer organisierten Ausflugsfahrten mit Pferdefuhrwerken aufs Land. Frauen waren bei diesen Herrenpartien nicht zugelassen.