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ForuM-Studie

Ein unabhängiges Forscherteam hat im Januar eine Studie über sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche und der Diakonie veröffentlicht. Es ist die erste bundesweite Studie dieser Art. Die Forscher gehen darin von mindestens 1.259 Beschuldigten, darunter 511 Pfarrpersonen, und mindestens 2.225 Betroffenen für den Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Diakonie aus.

Die Studie wurde vom interdisziplinären Forschungsverbund „ForuM – Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland“ erstellt. Die EKD hat die Studie mit 3,6 Millionen Euro gefördert. Der Forschungsverbund wurde von Martin Wazlawik von der Hochschule Hannover koordiniert.

Ziel der Studie war es, eine empirische Grundlage für die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in den 20 evangelischen Landeskirchen, der EKD und der Diakonie zu legen. Dazu wurden neben Fallzahlen auch strukturelle Ursachen für Missbrauch und der Umgang mit Betroffenen erforscht. Betroffene waren zum Teil auch selbst als Co-Forschende beteiligt oder wurden zu ihren Erfahrungen interviewt.

Bei der Vorstellung der Studie kritisierten die Forscher Schwierigkeiten bei der Datenerhebung. Denn dabei waren sie auf die Zuarbeit der Landeskirchen und Diakonie-Landesverbände angewiesen, die eigene Beschäftigte mit der Aktendurchsicht beauftragten. Ursprünglich gehörte eine stichprobenartige Durchsicht von Personalakten zum Forschungsdesign. Bis heute streiten sich Landeskirchen und Forscher über die Gründe, warum diese nicht stattfand. Es wurden stattdessen nur sogenannte Disziplinarakten für Pfarrer (4.282) durchgesehen. Die Fallzahlen würden dadurch erheblich unterschätzt und zeigten allenfalls die „Spitze der Spitze des Eisbergs“, bemängelten die Forscher,

Die Studie gibt zudem Hinweise auf den Umgang mit Betroffenen, wenn diese Taten bei kirchlichen Stellen anzeigten. Betroffene erlebten zumeist kaum Unterstützung und wenig Sensibilität. Ihre Darstellung wurde laut Studie angezweifelt, die Beschuldigten oftmals geschützt.