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Forschungsprojekt über NS-Hetzfilme gestartet

Die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung (FWMS) in Wiesbaden und das Institut für Zeitgeschichte München-Berlin (IfZ) arbeiten zusammen an einem Projekt über Spielfilme im Nationalsozialismus. Die FWMS unterstütze mit ihrem reichhaltigen Bestand an Filmen und Dokumenten das IfZ-Forschungsprojekt von Johannes Hürter über die sogenannten Vorbehaltsfilme, teilte das IfZ am Freitag mit

Die Vorbehaltsfilme „bilden gewissermaßen die Giftkammer des NS-Films“, so die Mitteilung weiter. Dazu gehörten etwa der antisemitische Hetzfilm „Jud Süß“ oder der die Euthanasiemorde rechtfertigende Spielfilm „Ich klage an“. Die FWMS habe 44 nationalsozialistische Propagandafilme aus ihrem Bestand als besonders rassistisch, antisemitisch, volksverhetzend oder kriegsverherrlichend eingestuft und deshalb nicht für den Vertrieb freigegeben. Die sogenannten Vorbehaltsfilme können bislang nur begleitet vorgeführt werden, also mit einer Einführung und einer anschließenden Diskussion.

„Film- und zeithistorisch von herausragender Bedeutung ist der Bestand der vier wichtigsten Produktionsfirmen Ufa, Terra, Tobis und Bavaria aus den Jahren 1933 bis 1945, annähernd 700 Spielfilme“, sagte Johannes Hürter, Leiter der Forschungsabteilung München des IfZ. Ziel sei es, „viel stärker als bisher die Erkenntnispotenziale von Spielfilmen für die Kultur- und Gesellschaftsgeschichte der NS-Diktatur zu nutzen“. Christiane von Wahlert, Vorständin der FWMS, erwartet von dem Projekt „eine zeitgemäße und wissenschaftlich fundierte Reflexion, wie künftig mit diesen Filmen umgegangen werden soll, insbesondere wie sie in Bildungsmaßnahmen zu Demokratieerziehung eingesetzt werden können“.