Ein internationales Forscherteam der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) hat seltene menschliche Skelettreste aus einer jungsteinzeitlichen Trypillia-Siedlung analysiert. Die 6.000 Jahre alten Knochenfunde stammen aus der Siedlung Kosenivka, einer kleineren Megasiedlung im Gebiet der heutigen Ukraine, wie die Uni am Mittwoch mitteilte. Die 50 kleinen Fragmente seien die Skelettreste von mindestens sieben Menschen. „Skelettreste sind echte biologische Archive, die etwas zur Lebensgeschichte des Menschen erzählen können“, sagte Katharina Fuchs von der Uni Kiel, Erstautorin der aktuellen Studie.
Bereits in den 1980er Jahren wurden die kleinen Skelettfragmente, die teils verbrannt waren, in den Resten eines verbrannten Hauses gefunden. Die Altgrabung wurde jetzt von einem interdisziplinären Team neu bewertet. „Interessant ist insbesondere, dass es sich bei den Verstorbenen dem Alter und Geschlecht nach um Kinder, Eltern und Großeltern gehandelt haben kann, also möglicherweise um die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses“, sagte Professor Johannes Müller von der CAU. So ein Nachweis sei „absolut selten“ für urgeschichtliche Epochen.
Da bisher Gräber und sterbliche Überreste der Bewohner aus jungsteinzeitlichen Trypillia-Siedlungen fehlen, vermuten die Forschenden, dass die Praxis der Hausverbrennung damals eine selten praktizierte Form des Bestattungsritus war. Analysen ließen jedoch darauf schließen, dass diese weniger als ein Prozent der Toten zuteil wurde.
In diesem besonderen Fall könnte auch ein Brandunfall zum Tod geführt haben, hieß es. Mikroskopische Untersuchungen der Knochenmatrix zeigten, dass die Verbrennung wohl recht schnell nach dem Tod stattfand. Unverheilte Schädelverletzungen wiederum lassen rätseln, ob Gewalt eine Rolle gespielt haben könnte.
Die Skelettreste würden Details aus dem Leben der Verstorbenen offenbaren, hieß es. Demnach aßen sie beispielsweise viel Getreide und Gemüse, putzten sich die Zähne und litten unter den schon damals üblichen Erkrankungen wie Sinusitis und anderen Entzündungen. Die Trypillia-Gesellschaften würden „eine Herausforderung für unser Verständnis“ bleiben, wie Menschen vor 6.000 Jahren in so einer Großsiedlung mit bis zu 15.000 Einwohnern lebten, so Fuchs. Viele Fragen seien noch offen. Fuchs: „Es bleibt spannend für die nächsten Skelettfunde.“