Das Gift des Bücherskorpions (Chelifer cancroides) enthält Moleküle, die gegen sogenannte Krankenhauskeime wirken. Dies hätten Forscher aus Hessen herausgefunden, die erstmals das Gift des Mitglieds der Familie der Pseudoskorpione umfassend charakterisierten, teilte die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt am Main am Dienstag mit. Die Ergebnisse könnten helfen, schwer zu behandelnde Infektionskrankheiten zu bekämpfen. Bis zu einem möglichen pharmakologischen Einsatz müssten jedoch zahlreiche Hürden überwunden werden.
Die Bücherskorpione jagen laut Mitteilung Hausstaubmilben, Staub- und Bücherläuse sowie Schädlinge in Bienenstöcken. Aufgrund ihrer geringen Größe von einem bis sieben Millimeter lasse sich ihr Gift, das sie ihrer Beute über Giftdrüsen an den Scheren injizieren, nur schwer analysieren. Einem Team von Forschenden des LOEWE-Zentrums für Translationale Biodiversitätsgenomik sowie weiterer Institutionen sei es gelungen, alle bekannten Mitglieder einer Giftstofffamilie des Bücherskorpions künstlich herzustellen und ihre Aktivität zu untersuchen. Dabei seien sie auf eine „überraschend stark ausgeprägte Wirksamkeit“ gegen einen bekannten Krankenhauskeim, den sogenannten Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA), gestoßen. Dieser Keim sei gegen das Antibiotikum Methicillin resistent und verursache schwer behandelbare Infektionen beim Menschen, unter anderem nach operativen Eingriffen.