Er fördert Auslandsaufenthalte deutscher Studierender. Und er holt ausländische Wissenschaftler und Studierende in die Bundesrepublik. Und das seit 100 Jahren. Der DAAD feiert Geburtstag.
Mit einem Plädoyer für den internationalen Austausch in der Wissenschaft hat der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) sein Jubiläumsjahr zum 100-jährigen Bestehen begonnen. Gerade in einer von Konflikten und Spannungen geprägten Welt sei grenzüberschreitende akademische Zusammenarbeit unverzichtbar, erklärte DAAD-Präsident Joybrato Mukherjee am Donnerstag in Bonn.
Insbesondere Deutschland sei darauf angewiesen, weil der Austausch die Innovationskraft stärke und damit die Voraussetzungen für Wohlstand sichere, etwa durch die Gewinnung internationaler Fachkräfte. “Internationale Wissenschaftskooperation ist zudem unerlässlich für die Bewältigung der gigantischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.”
Seit 1925 hat der DAAD rund drei Millionen Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, Europa und der ganzen Welt gefördert. Derzeit erhalten rund 140.000 Personen im In- und Ausland Stipendien oder werden in Projekten unterstützt. Der aktuelle Haushaltsentwurf der Bundesregierung für 2025 sieht für den DAAD 205 Millionen Euro Grundfinanzierung aus dem Auswärtigen Amt vor. Das wären 13 Millionen weniger als 2024. Dazu kommen rund 185 Millionen Euro aus dem Bundesforschungs- und knapp 55 Millionen Euro aus dem Entwicklungsministerium. Darüber hinaus erhält der DAAD für das Erasmus-Programm rund 243 Millionen Euro von der EU.
Die seit 1950 in Bonn ansässige Organisation zählt zu den weltweit größten Initiativen für den Austausch von Studenten und Wissenschaftlern. Eine Vorläufer-Organisation des DAAD war am 13. Januar 1925 in Heidelberg gegründet worden. Keimzelle war die private Initiative des Heidelberger Studenten Carl Joachim Friedrich, der für die Vision warb, dass deutsche Studierende und Wissenschaftler ins Ausland gehen sollten, um ihren Horizont zu erweitern – und um den Ruf Deutschlands nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg aufzupolieren. Friedrich gelang es, in den USA die ersten 13 Stipendien für junge deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einzuwerben.
Das Jubiläum wird von zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen im In- und Ausland begleitet. Höhepunkt ist ein Festakt am 6. Mai im Berliner Humboldt Forum. Das Bundesfinanzministerium gibt eine Sonderbriefmarke heraus.
Mit Blick auf die Geschichte des DAAD sprach Mukherjee von Inspiration und Warnung zugleich. “Wir blicken im Jubiläumsjahr auf den großen liberalen Aufbruch in der Weimarer Republik, auf Gleichschaltung und moralischen Bankrott während der nationalsozialistischen Herrschaft, den Wiederaufbau der internationalen Wissenschaftsbeziehungen nach dem Zweiten Weltkrieg und den enormen Beitrag des DAAD zur Auswärtigen Kultur-, Wissenschafts- und Bildungspolitik der Bundesrepublik Deutschland”, sagte er. In den vergangenen 35 Jahren habe sich der DAAD zu einem maßgeblichen Akteur in der Außenwissenschaftspolitik Deutschlands und als Nationale Agentur für das Erasmus-Programm der EU entwickelt.