Eine prekäre Finanzlage, die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt und Wahlen zur Kirchenleitung beschäftigen die Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen, die am 24. November in Bielefeld-Bethel zu viertägigen Beratungen zusammenkommt. Ein Schwerpunktthema soll unter dem Titel „Kirche in Vielfalt“ zudem das kirchliche Leben in einer globalisierten und diversen Gesellschaft sein, wie die Landeskirche am Freitag in Bielefeld ankündigte. Nicht auf der Tagungsordnung steht dagegen ein Jahr nach dem Rücktritt von Annette Kurschus die Neubesetzung des Präses-Amts der westfälischen Kirche.
Nachdem der einzige Bewerber Michael Krause Ende August seine Kandidatur zurückzog, sei die Zeit für die Kandidatensuche knapp geworden, sagte der Theologische Vizepräsident Ulf Schlüter, der das Amt des leitenden Theologen in der viertgrößten deutschen Landeskirche bis zur Neuwahl kommissarisch ausübt, der evangelischen Wochenzeitung „Unsere Kirche“ (Ausgabe 17. November). Als Grund für Krauses Rückzug waren „Hinweise auf mögliche, in der Vergangenheit liegende Verstöße gegen das Gebot, persönliche Grenzen einzuhalten“ genannt worden.
Kurschus war vor einem Jahr wegen mangelhafter Kommunikation im Zusammenhang mit einem Missbrauchsverdacht gegen einen früheren Kirchenmitarbeiter als westfälische Präses und als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zurückgetreten. Seither ist das Präses-Amt vakant.
Wahlen stehen auf der Synode dennoch an: Die 153 stimmberechtigten Mitglieder des Kirchenparlaments, das rund 1,9 Millionen westfälische Protestanten repräsentiert, sollen den promovierten Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Ralf Henning Krause als hauptamtliches Mitglied in die Kirchenleitung wählen. Er soll das Finanzdezernat vom Juristischen Vizepräsidenten Arne Kupke übernehmen. Zudem wird ein nebenamtliches Mitglied in das Leitungsgremium gewählt.
Ein zentrales Thema der Beratungen wird die nötige Konsolidierung des Haushalts sein. Nach Bekanntwerden eines Finanzlochs hatte die Synode im Mai beschlossen, die Ausgaben auf der landeskirchlichen Ebene dauerhaft um mindestens 8,8 Millionen Euro zu senken. Bis 2028 soll die westfälische Kirche dann einen ausgeglichenen Haushalt haben.
Der gesamte Prozess der Haushaltssanierung sei neu aufgesetzt werden, daher könne das vollständige Haushaltssicherungskonzept vermutlich erst „in den ersten Monaten 2025“ präsentiert werden, sagte Schlüter. Mit Blick auf die geplante erstmalige Leitung des Finanzdezernats durch einen Ökonomen fügt er hinzu, die Kirche hätte „schon vor 40 oder 50 Jahren die Finanzen Menschen anvertrauen sollen, deren Kernkompetenzen im wirtschaftlichen Bereich liegen“.
Breiten Raum soll in der Synode auch die Beratung über Konsequenzen aus der ForuM-Studie zu Missbrauch in evangelischer Kirche und Diakonie einnehmen. Zu dem Thema soll Nancy Janz sprechen, sie ist Sprecherin der Betroffenenvertretung im Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt in der EKD.
Die Landessynode ist das oberste Beratungs- und Entscheidungsorgan der westfälischen Kirche mit ihren 26 Kirchenkreisen und 431 Gemeinden. Sie beschließt den landeskirchlichen Haushalt und wählt den oder die Präses, von dem oder der sie geleitet wird, sowie die Kirchenleitung. Zudem ist sie zuständig für theologische und kirchenpolitische Grundsatzentscheidungen und trifft rechtliche Regelungen.