Das Feministische Andachtskollektiv (fAk) wagt seit dem Jahr 2020 einen innovativen Blick auf die christliche Andacht, indem es digitale Gottesdienste aus explizit feministischer Perspektive auf der Social-Media-Plattform Instagram gestaltet. Die zehn Gründungsmitglieder – vielfältig in Konfessionen, Geschlechtern, sexuellen Orientierungen und Lebenssituationen – setzen sich für eine inklusivere und feministisch geprägte Theologie ein.
„Digital ist auch real, denn auch digitale Gemeinschaft ist Gemeinschaft“, sagt Pfarrerin Lena Müller über das fAk, das sich selbst als eine feministische Stimme innerhalb der Kirche versteht. Mitglieder des Kollektivs wollen vor allem die Christinnen und Christen stärken, die bisher kaum hörbar sind: Menschen mit Diskriminierungserfahrungen innerhalb der Kirche, queere Personen und Alleinerziehende und das seien nur einige Beispiele, sagt Müller.
Niedrigschwelliges Angebot für christlichen Austausch
Sie sehen in ihrem Engagement die Möglichkeit, eine inklusivere und feministisch geprägte Theologie zu etablieren, die nicht zwangsläufig in den alten Strukturen lebt, auch wenn die Themen sich teilweise am Kirchenjahr orientieren.
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Die digitale Ausrichtung der Andachten unterscheidet das fAk von traditionellen Andachten. Das sei eine Möglichkeit, ein niedrigschwelliges Angebot für christlichen Austausch zu bieten, der unabhängig von Tageszeit, Standort, Gesundheitszustand und zuvor Erlebtem sei. „Es haben auch Leute mitgefeiert, die sich nicht mehr in ein Kirchengebäude getraut haben, weil sie heftige Diskriminierungserfahrungen gemacht haben und sich danach nicht mehr sicher gefühlt haben dort“, so Müller.
Sicherer Raum für Frauen, Lesben, inter, nichtbinäre, trans und agender Personen
Mitglieder kommen aus verschiedenen religiösen Hintergründen, geografischen Regionen und beruflichen Kontexten. Das Ziel sei, eine vielfältige und intersektionale Perspektive in den Gottesdienst einzubringen und einen sicheren Raum für Glauben zu bieten, erklärt Müller. Gern missverstanden würde, dass es sich um ein Frauenkollektiv handle, dabei verstehen sie sich selbst als viel mehr, nämlich als eine feministische Andachtsgemeinschaft von FLINTA-Personen, wobei das Akronym für Frauen, Lesben, inter, nichtbinäre, trans und agender Personen steht.
Wichtig sei ihr vor allem, sagt Pfarrerin Maike Schöfer, die ebenfalls Teil des Kollektivs ist, die Verbundenheit im digitalen Raum und darüber hinaus, die durch das Netzwerk entstanden sei. Auch wenn es innerhalb der feministischen Arbeit der Gruppe immer verschiedene Standpunkte und Haltungen gebe. Das Besondere sei aber, dass es auch dafür im fAk genug Raum gebe.
Netzwerk der Verbundenheit
Die Entscheidung, auf welche Weise die Andachten auf Instagram gefeiert werden, setze einen deutlichen Gegenpol zur herkömmlichen Liturgie. Wenn es kein Interesse an einem Teil der Andacht gebe, dann findet er eben nicht statt, dafür gebe es aber auch manchmal zwei Predigten, berichtet Schöfer. Diese Freiheit sei neben der feministischen Sichtweise ein wesentlicher Unterscheidungspunkt zum Althergebrachten.
Über die ökumenische Ausrichtung des fAk sind sich alle Beteiligten im Kollektiv einig. Diese Haltung führe zu einer Selbstverständlichkeit und Offenheit, die sich als Bereicherung für den kreativen Prozess des Kollektivs erweist. Daraus erwachse auch mehr, meinen Lena Müller und Maike Schöfer. Entstanden seien aus dem Projekt bis jetzt viele neue Ideen und ein ökumenisches Netzwerk, das feministischen Aktivismus zum Ziel habe und das regelmäßig als „Netzwerk der Verbundenheit“ agiere und sich gegenseitig stütze.