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Feiern, Feuern, Fegen – Ein Stadtreiniger erzählt vom Neujahrstag

Wenn das Feuerwerk verglüht, kommt dessen Kehrseite. Darum kümmern sich meistens nicht die Böllernden selbst. Auch wenn eigentlich jede und jeder seine Stadt sauber machen kann und sollte. Was ist zu beachten?

Rund 40.000 Tonnen Feuerwerkskörper sind im vergangenen Jahr nach Deutschland importiert worden. Nach der Silvesternacht bleibt von der Magie vor allem Müll. Je länger der Glassplitter, Raketenreste und andere Abfälle herumliegen, desto mehr können sie Mensch, Tier und Umwelt schaden.

Das Grundprinzip sollte sein: Jeder, der Dreck macht, muss ihn auch wegmachen. Das gilt für den Jahreswechsel genauso wie im Sommer beim Picknick im Park. Es liegt im Ermessen jeder Kommune, inwiefern sie dafür Bußgelder erhebt. Eine Sprecherin des Verbands kommunaler Unternehmer erläuterte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), dass es in der Praxis am Neujahrsmorgen schwierig zu ermitteln sei, wer welche Feuerwerksabfälle verursacht hat. Insofern seien die Eigentümer der jeweiligen Flächen verantwortlich. Heißt konkret: Auf Privatgrundstücken und Gehwegen sind es Hauseigentümer, Hausverwaltungen und Mieter. Für die Sauberkeit öffentlicher Flächen sorgen die Stadtreinigungen.

Einer davon ist Stefan Bach. Er arbeitet seit 21 Jahren bei der Stadtreinigung der nordrhein-westfälischen Stadt Bonn. Noch in der Neujahrsnacht würden Kehrmaschinen Straßen und vor allem eine Brücke reinigen, auf denen besonders viel gefeiert und geböllert wird, um die Auto- und Straßenbahnstrecke freizumachen. Ansonsten gehe es für ihn und seine Kolleginnen und Kollegen am Neujahrstag morgens um 6.00 Uhr los. Um die Stadt mit rund 330.000 Einwohnern von den Resten des Jahreswechsels zu befreien, ist Bach am Feiertag mit gut 20 Teammitgliedern und fünf Kehrmaschinen im Einsatz – nur ein paar mehr Leute als an jedem anderen Sonn- oder Feiertagsdienst. Aber auch die folgenden Tage drehen sich noch um Überbleibsel aus dem alten Jahr, vor allem in Wohngebieten.

Am Neujahrstag gehe es erst einmal darum, Feier-Hotspots wie die Rheinuferpromenade, Brücken und die Innenstadt sauber zu machen, erklärt Bach. Viel Dreck sei auch an Stellen, die gute Ausblicke böten. “Wir starten erstmal damit, Mülleimer zu leeren und vor allem Glas aufzukehren, also die Sicherheit wieder herzustellen”. Auf asphaltierten Flächen sammeln die Kehrmaschinen die meisten Reste des Feierns auf. “Feuerwerksbatterien müssen wir von Hand aufheben und die Stöcke der Raketen, die verstopfen sonst die Kehrmaschinen”, erläutert Bach. Übler sei der Dreck auf Flächen, die Kehrmaschinen nicht reinigen könnten. “Böller verteilen sich in kleine Schnipsel, die müssen wir auf Wiesen mit der Hand auflesen”.

Ob Bach selbst Feuerwerk abfeuert? “Böller definitiv nicht, die machen so viel Dreck. Mit meinen Kindern zünde ich nachts ein paar Raketen”. Schmunzelnd erzählt der 44-Jährige, dass das in seiner Jugend ganz anders gewesen sei. “Aber durch den Job denkt man anders darüber”. Für ein Verbot von Feuerwerk sei er aber trotzdem nicht.

Der Abfall, den die Stadtreinigung aufliest, landet im Restmüll. Der wird in der Müllverwertungsanlage verbrannt. Auch für Privatleute gilt, abgebrannte Feuerwerkskörper im Restmüll zu entsorgen. “Auf gar keinen Fall in den Papiermüll, auch wenn Batterien oder anderes Feuerwerk zum Teil aus Pappe bestehen”erläutert Janneke Krockauer, Sprecherin von der Bonner Stadtreinigung bonnorange. Hintergrund: Es könnten noch Reste der Chemikalien dran sein.

Glas, etwa von Sektflaschen, gehört in den Glascontainer, Glasbruch könne im Zweifelsfall aber auch in den Restmüll. Feuerwerkskörper dürfen nicht mehr brennen oder warm sein, wenn sie in der Tonne landen – im Zweifelsfall über mehrere Stunden in Wasser einlegen. “Die Feuerwerkskörper müssen vollständig durchweicht sein, damit das Schwarzpulver funktionsunfähig wird”, erklärt Krockauer. Auch Blindgänger sollten so entschärft werden. Plastikverpackungen, in denen Raketen eingepackt sind, gehören in den Plastikmüll.

Eine relativ neue Entwicklung ist, dass auch Lachgaskartuschen als Feier-Relikte neben Glas und Feuerwerksresten auftreten. Die Stadtreinigung rechnet eventuell in diesem Jahr mit einem größeren Aufkommen. “Wer meint, damit feiern zu müssen, sollte diese Kartuschen nicht in den Restabfall werfen”, warnt Krockauer. “Sie müssen zum Wertstoffhof gebracht werden oder zurück in den Einzelhandel. Sie können sonst in der Verwertungsanlage Schaden verursachen, weil sie explodieren, wenn noch Lachgasreste drin sind.”

Was würden sich die Profis der Stadtreinigung von allen Feiernden wünschen? “Der Traum wäre, dass alle das, was sie zum Feiern nach draußen mitbringen, auch wieder wegräumen”, sagt Krockauer. Bach ergänzt: “Wenn alle ihren Müll ein bisschen zusammenkehren, vielleicht rund um einen Mülleimer stellen, das würde helfen. Und Glasflaschen nicht zerdeppern!” Glas bedeute nicht nur viel Arbeit beim Saubermachen, mahnt Krockauer, sondern sei schlichtweg gefährlich – gerade für Kinder und Tiere.