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FAZ: Autor der Zeitung droht Haft in der Türkei

Einem Autor der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Montag) droht nach Darstellung der Zeitung in der Türkei die Inhaftierung. Bülent Mumay sei im Mai vergangenen Jahres von einem Strafgericht in Istanbul zu einer Haftstrafe von einem Jahr und acht Monaten auf Bewährung verurteilt worden, teilte die Zeitung am Montag in Frankfurt am Main mit. Die gegen das Urteil gerichtete Berufung sei nun abgelehnt worden. Damit drohe Bülent Mumay, in Haft genommen zu werden.

Mumay sei verurteilt worden, weil er sich einer von einem regierungsnahen Bauunternehmen erwirkten Zensur widersetzt habe. Der Unternehmer hatte laut FAZ bei einer Ausschreibung über einen Auftrag im Wert von rund einer Milliarde Euro den Zuschlag erhalten. Der Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu habe die Zahlungen stoppen lassen, das Unternehmen habe seinerseits daraufhin einen Kredit pfänden lassen, den die Stadt Istanbul für den Bau der Metro aufgenommen habe.

„Das Bauunternehmen erwirkte vor Gericht, dass Berichte zu dem Fall in der Presse und in den sozialen Medien gesperrt wurden“, hieß es weiter. Mumay habe den Beschluss der Zugangssperre öffentlich gemacht und sei verurteilt worden, weil er angeblich „persönliche Daten“ illegal veröffentlicht habe.

Die Herausgeber der FAZ stellten sich hinter den Autor: „Bülent Mumay hat sich nichts zuschulden kommen lassen, er hat seine Arbeit gemacht, und nach europäischen Standards ist Regierungen eine kritische Beobachtung durch Journalisten zuzumuten.“ Sie wiesen zudem jeglichen Versuch zurück, Berichterstatter politisch und juristisch zu drangsalieren.

Mumay schreibt den Angaben zufolge seit Sommer 2016 in der Zeitung den „Brief aus Istanbul“ und wirkt für die Deutsche Welle (DW) als Koordinator der Redaktion DW Türkisch in Istanbul. Der Sender plant laut FAZ, den Fall vor das türkische Verfassungsgericht zu bringen