Die meisten Berliner Gedenkstätten in Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten haben im vergangenen Jahr bei den Besucherzahlen wieder zugelegt. Die mit Anstand meisten Besucher zählte das eintrittsfreie Dokumentationszentrum Topographie des Terrors auf dem Areal der früheren Zentralen von Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt. Hier wurden im vergangenen Jahr 2,05 Millionen Besucher registriert, wie die Stiftung Topographie des Terrors in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage mitteilte. Das waren rund 57.600 Besucher weniger als im Jahr davor. Die Topographie erinnert an die systematische staatliche Verfolgung von Juden und anderen Gruppen in der NS-Zeit.
Beim unterhalb des Holocaust-Mahnmals gelegenen „Ort der Information“ wurden 297.200 Besucher gezählt, fast 63.000 mehr als im Jahr zuvor, wie die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas mitteilte. Das Stelenfeld des Holocaust-Mahnmals ist Tag und Nacht frei zugänglich ist, Besucherzahlen werden nicht erhoben. Die Zahl der gebuchten Bildungsangebote sank im vergangenen Jahr leicht um 27 auf insgesamt 2.083.
Ein Anstieg an Vorfällen mit extremistischem Hintergrund wurde nicht verzeichnet. Am 24. Oktober 2023 erstattete die Stiftung Anzeige gegen Plakate in der Stadt sowie Fotos auf Instagram. Darauf waren drei Personen mit Palästinensertüchern im Stelenfeld zu sehen, die mit der Parole „Genocide is Genocide“ unterschrieben waren. Die Stiftung wendete sich damit gegen eine Gleichsetzung des Schicksals der Palästinenser mit der millionenfachen Judenvernichtung im Nationalsozialismus.
In der Gedenkstätte Deutscher Widerstand wurden im vergangenen Jahr 96.059 Besucher registriert, 44.323 mehr als im Jahr davor. „Wir sind auf einem guten Weg, haben aber das Vor-Pandemie-Niveau noch nicht ganz wieder erreicht“, sagte Gedenkstättenleiter Johannes Tuchel dem epd. Die Gedenkstätte hat ihren Sitz im historischen Bendlerblock, dem ehemaligen Sitz des Oberkommandos des Heeres. Hier wird an den deutschen Widerstand gegen die NS-Diktatur sowie in einer zweiten Gedenkstätte an die „Stillen Helden“ erinnert – Menschen, die verfolgten Juden halfen. Zur Stiftung der Gedenkstätte gehören auch die Gedenkstätte Plötzensee und das Museum Blindenwerkstatt am Hackeschen Markt.
Die Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz zählte im vergangenen Jahr insgesamt rund 102.500 Besucher. Während die Zahl der Einzelbesucher um knapp 6.400 auf 67.335 sank, wurde bei den Gruppenbesuchern ein Anstieg um fast 7.000 Personen auf 35.181 gezählt, sagte Eike Stegen von der Gedenk- und Bildungsstätte.