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Farbforscher warnt: Beige Kinderzimmer sind kein guter Trend

Beige Wände, beige Kindheit? Ein Farbforscher kritisiert den aktuellen Trend zu solchen neutralen Kinderzimmern. Und erklärt, warum Kinder mehr Farbe fürs Leben brauchen.

Der Wuppertaler Farbforscher Axel Buether hält nichts vom Modetrend beigefarbener Kinderzimmer. “Ein stilles Kind braucht eher ruhige Farben, aber ein Zimmer ganz in Beige halte ich für problematisch”, sagte er der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” – und begründete das so: “Kinder brauchen Anregung. Farben sind dafür das einfachste Mittel. Bunte Töne machen sie neugierig und aktiv.”

Allerdings dürfe man das auch nicht übertreiben, warnte der Experte: “Ein grellbuntes Klassenzimmer führt zum Beispiel schnell dazu, dass die Lautstärke steigt und Unruhe einkehrt. Es geht darum, die richtige Balance zu finden. Oft probieren Kinder aber Farben aus, die Erwachsene sich gar nicht trauen würden.”

Bei beigen Kinderzimmern denke er sofort an Eltern, “die auf keinen Fall etwas falsch machen wollen und es darum ganz sein lassen mit der Farbe”. Viele Menschen fürchten, bei Farben etwas falsch zu machen. Diese Unsicherheit komme auch daher, dass lange wenig erforscht gewesen sei, wie Farben wirken und was sie über die Menschen verraten, die sie auswählen.

Beige und andere Naturtöne seien derzeit im Trend, so Buether weiter: “Man könnte sie auch als Achtsamkeitsfarben bezeichnen. Sie wirken ruhig, gesund, unaufdringlich und sind inzwischen in vielen Wohnungen angekommen.” Farben hätten zudem nicht nur mit Persönlichkeit zu tun, sondern auch mit der Zugehörigkeit zu einem kulturellen Milieu: “In meinem Farbweltenmodell entspricht Beige dem naturverbundenen Farbmilieu. Wer zu Natur- und Biofarben greift, kann in Zeiten der Klimakrise auch eine Haltung signalisieren.”

In konservativen Haushalten dagegen seien oft gedeckte, klassische Farben zu finden: Grau, Braun, Dunkelgrün oder Bordeaux: “Sie stehen für Beständigkeit und Tradition.” Das entspreche zudem einem “bewahrenden Farbmilieu, das Werte wie Sicherheit, Ordnung und Verlässlichkeit betont”.

Beim Blick über die eigene Wohnung hinaus riet der Farbforscher zu bunten Fassaden. Diese könnten Identität schaffen in einem Viertel und ein Gemeinschaftsgefühl fördern: “Monotone Wohnsiedlungen können dagegen das Gefühl von Anonymität erzeugen und Menschen unsichtbar machen.”

Architekt Axel Buether leitet das Institut für evidenzbasierte Farbpsychologie in Wuppertal. Vor kurzem erschien sein Werk “Das große Buch der Farbpsychologie”.