Das war ein Armutszeugnis: Hassan Rohani, der Präsident des Iran, auf Staatsbesuch in Italien – und die italienische Regierung lässt Meisterwerke der Kunst verhüllen. Die Begründung: Der Gast aus dem Orient solle sich nicht an der Nacktheit von Statuen und auf Bildern stören müssen.
Nun sind Gastfreundschaft und Rücksichtnahme ein hohes Gut, keine Frage. Aber es gibt auch eine falsche Rücksichtnahme: Wenn man sich dabei nämlich selbst verleugnet.
Genau das ist in Rom passiert. Diese Stadt ist nicht nur Hauptstadt von Italien. Sie ist eines der Zentren, vielleicht das Zentrum der abendländischen Kultur. Statuen und Gemälde verkörpern europäisches Erbe, Tradition, Identität.
Der Vorfall ist ein Trauerspiel. Aber auch ein Lehrstück: So darf man Toleranz auf gar keinen Fall praktizieren. Achtung vor dem Anderen – ja! Aber auch vor sich selbst.
Den Gast aus dem Iran hätte man ja nicht unbedingt durch die Museen führen müssen. Es gibt auch in Rom genügend Orte ohne Nacktheit.