Mitarbeitende der Gemeinden der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) haben sich am Dienstag bei einem Fachtag in Erfurt über Formen und Gefahren des innerkirchlichen Rassismus informiert. Rassismus sei ein Phänomen, das in der Gesellschaft an Aktualität gewinne, sagte die Referentin für Erwachsenenbildung im Landeskirchenamt, Katharina Passolt. Christinnen und Christen müssten Perspektiven dort einnehmen, wo sie leben und arbeiten.
Nathalie Eleyth vom Institut für christliche Gesellschaftslehre der Universität Bochum, berichtete, dass alltäglicher Rassismus auch innerhalb der Kirche anzutreffen sei. Sie entdecke immer wieder entsprechende Positionen in kirchlichen Schriften und Texten. Auch habe der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland erst 2022 ein Positionspapier gegen Rassismus veröffentlicht. Im theologischen Studium sei die kritische Auseinandersetzung mit dem Themenfeld Rassismus bis heute nicht verpflichtend.
Der Träger des Thüringer Demokratiepreises 2024, Oumar Diallo, erklärte, er habe sich in Erfurt nicht immer und überall sicher gefühlt. Trotzdem engagiert sich der inzwischen in München lebende Jurastudent in antirassistischen Initiativen. Er vermisse die Verantwortung der Kirche für ihre Rolle im Kolonialismus. Viele Strukturen des heute noch spürbaren Rassismus stammten aus dieser Zeit, sagte der aus Guinea stammende Diallo.
Zu dem Fachtag eingeladen waren etwa 150 Hauptamtliche aus Gemeinden sowie engagierte Ehrenamtliche. Die Teilnehmenden erhielten Ideen für ihre eigene Arbeit und wurden zur Selbstreflexion ermutigt.