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Fachleute: Zuletzt deutlich mehr Augenverletzungen an Silvester

Zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein – das kann an Silvester für eine schwere Augenverletzung sorgen. Fast 40 Prozent der Betroffenen sind Kinder. Fachleute fordern Aufklärung und drastische Vorsichtsmaßnahmen.

Schwere Verletzungen bis zum Verlust eines Auges: Fachleute fordern vor dem Jahreswechsel verstärkte Aufklärung über die Gefahren durch Feuerwerk. Im vergangenen Jahr hätten in den fünf Tagen um Silvester insgesamt 781 Personen mit feuerwerksbedingten Augenverletzungen behandelt werden müssen, wie die Deutsche Ophtalmologische Gesellschaft am Mittwoch in München mitteilte. Dies sei ein deutlicher Anstieg; vor der Corona-Pandemie habe der Durchschnitt bei etwa 500 Augenverletzungen gelegen.

60 Prozent der Betroffenen seien Unbeteiligte, die das Feuerwerk nicht selbst gezündet hätten, sagte die Leitende Oberärztin für Augenheilkunde am Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam, Ameli Gabel-Pfisterer. Besorgniserregend sei zudem mit fast 40 Prozent der hohe Anteil von Kindern und Jugendlichen unter den Verletzten, wobei besonders häufig Kinder unter 12 Jahren betroffen seien. Einige Kinder verletzten sich an Böllern, die sie am Neujahrstag aufsammeln. “Eltern sollten ihren Nachwuchs rechtzeitig über die Gefahren aufklären, die damit verbunden sind”, riet die Augenärztin.

Der Leitende Oberarzt an der Universitäts-Augenklinik Freiburg, Hansjürgen Agostini, berichtete zudem, zum vergangenen Jahreswechsel sei erstmals eine Augenverletzung bei einem Sanitäter dokumentiert worden, der im Einsatz getroffen worden war. Er riet Familien mit Kindern, am besten im Haus zu bleiben. “Wer ins Freie oder auf den Balkon geht, sollte eine geschlossene Schutzbrille etwa aus dem Baumarkt oder eine Skibrille tragen, um das Gröbste abzuwehren.”

Die Fachgesellschaft forderte zudem mehr Aufklärung, wie es sie etwa in Finnland und den Niederlanden gebe. “Dort konnte durch Informationskampagnen und gesetzliche Regelungen die Anzahl der Verletzungen auf die Hälfte reduziert werden”, sagte Agostini. Darüber hinaus sei “das sicherste Feuerwerk das professionelle”, betonte der Generalsekretär der Fachgesellschaft, Claus Cursiefen.