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Expertin sieht Trend zu traditionellem Hausfrauenbild kritisch

Sie nennen sich #tradwives und schwärmen auf TikTok oder Instagram vom Leben als Hausfrau, das sich ganz den Bedürfnissen ihrer Männer unterordnet. “Wer’s mag, soll doch”, könnte man sagen. Doch eine Expertin warnt.

Die Kölner Sozialwissenschaftlerin Lena Weber sieht den Trend zu traditionellen Hausfrauenbildern in den Sozialen Medien kritisch. Problematisch sei es vor allem, wenn Frauen dadurch wieder stärker in die Abhängigkeit von ihren Männern getrieben würden, sagte sie im ARD-Morgenmagazin (Freitag). Das könne sich rächen, wenn die Beziehung auseinandergehe und die Frau dann ohne eigene finanzielle Absicherung zurückbleibe, ergänzte Weber, die am Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften zu Geschlechterfragen forscht.

Geradezu gefährlich sei es, dass etliche Beiträge und Videos unter Hashtags wie #tradwife oder #tradwives (für “traditional wife” – traditionelle Ehefrau) propagierten, Frauen sollten alle eigenen Bedürfnisse zurückstellen, devot sein und sich komplett unterordnen. Dies reiche bis zu Angriffen auf die sexuelle Selbstbestimmung und bediene oft auch Narrative rechtspopulistischer Strömungen.

Die Expertin sieht die Popularität solcher Bilder auch als Ausdruck von Verunsicherung: Viele Öffnungsprozesse der vergangenen Jahre – auch in Sachen Gleichberechtigung und Geschlechtervielfalt – verunsicherten etliche junge Frauen. Zudem seien die Anforderungen an sie immer weiter gestiegen. Viele fühlten sich dann schnell überfordert und sehnten sich nach vermeintlich klaren Rollenbildern und Sicherheit. Auch die Jahre der Corona-Pandemie und die aktuellen sehr komplexen politischen Krisen könnten zu einer Sehnsucht nach vermeintlichen einfachen und bewährten Alternativen führen.

Auf Plattformen wie TikTok oder Instagram beschreiben sich etliche Frauen als #tradwives und schwärmen dort vom Leben als Hausfrau und Mutter. Den Verzicht auf eine eigene berufliche Karriere und die Unterordnung unter die Bedürfnisse ihrer Männer beschreiben sie dabei oft als Akt der Selbstverwirklichung. Oft wird diesen Influencerinnen eine inhaltliche Nähe zu rechtsextremen und antifeministischen Ideologien vorgeworfen.