Immer mehr Kinder und Jugendliche kommen früh mit Pornografie in den Kontakt. Was sie sehen, ist teilweise verstörend. Fachleute fordern Schutz und Aufklärung.
Ein 13-Jähriger bekommt einen Pornofilm von seinem älteren Bruder weitergeleitet und ist davon verstört; andere Jugendliche wollen kein Kondom verwenden, wenn sie mit ihrer Freundin schlafen, denn “die Jungs im Film haben doch auch keines an” – Pornografie ist für Kinder und Jugendliche leicht zugänglich und beeinflusst sie enorm. Davon berichten Mitarbeitende aus der Jugendarbeit bei einem Fachtag der Katholischen Landesarbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz NRW, der jetzt in Köln stattfand.
Janina Gruß, Fachkraft für das Thema “sexuelle Bildung” bei der evangelischen offenen Kinder- und Jugendarbeit NRW, erklärte: “Wir sollten Pornografie nicht tabuisieren, sondern die Realität wahrnehmen und Kinder und Jugendliche darin unterstützen, sie zu reflektieren und darüber zu reden.”
Laut einer Studie der Landesanstalt für Medien NRW aus dem vergangenen Jahr hat mehr als jeder Dritte zwischen 11 und 17 Jahren schon einen Porno gesehen; der Erstkontakt erfolgt demnach meist zwischen dem 12. und 14. Lebensjahr. Jeder zweite Befragte hat in Pornos wiederum Dinge gesehen, die er oder sie lieber nicht gesehen hätte.
Kinder und Jugendliche seien dadurch nicht unbedingt traumatisiert, erklärte Gruß. “Es macht ihnen teilweise aber Angst oder sie fühlen sich allein, weil sie blöd gefunden haben, was sie sahen, andere in der Gruppe fanden den Porno aber toll”, berichtet sie. Gruß betonte, dass sie Kindern und Jugendlichen eine Menge zutraue – “das darf aber nicht heißen, dass wir sie als Eltern oder Fachkräfte allein lassen.”
Sven Radtke von der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW erklärte, Kinder und Jugendliche müssten im Zusammenhang mit Pornografie einerseits geschützt, andererseits im Umgang damit befähigt werden. Eltern sollten beispielsweise technische Maßnahmen ergreifen, um vor allem Kinder vor einem verfrühten Konsum von Pornos zu schützen, etwa durch das Filtern von Webseiten. Andererseits müssten Kinder und Jugendliche sexuell aufgeklärt werden. Radtke empfahl zudem die gemeinsame Erkundung von Sozialen Medien und das Sprechen mit jungen Menschen darüber, was sie dort erfahren und sehen.