Hohe regionale Unterschiede in der Qualität der Kindertagesstätten in Bayern bereiten dem Evangelischen KITA-Verband Bayern große Sorgen. „Wenn man in strukturschwache Gebiete fährt, denkt man, man ist in einer anderen Welt“, sagte die Verbandsvorständin Christiane Münderlein dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Donnerstag vor ihrer Anhörung als Sachverständige im Landtags-Sozialausschuss: Dort könnten Kommunen den Trägern keine regelmäßigen freiwilligen Leistungen geben und Defizite nicht ausgleichen. Zugleich müssten sie von Trägern Mieten für Kita-Räume verlangen.
Münderlein betonte: „In keinem anderen Bundesland gibt es so große Unterschiede in der Qualität wie in Bayern.“ In strukturschwachen Regionen wie Oberfranken oder West-Mittelfranken würden daher Kinder aus armen Familien später in die Kita kommen, obwohl viele von ihnen Förderbedarf hätten. Die Kitas seien auch personell schlechter ausgestattet. Aber, „wer zum Beispiel für zusätzliche Assistenzkräfte Fördermittel beantragen will, benötigt wieder personelle Ressourcen oder dafür nötige Eigenmittel“, stellt die Expertin fest. Beides hätten diese Träger meist nicht.
Die Vertreterin sieht zwar das Kita-System in Bayern nicht wie die Landtagsopposition am Rande eines Kollapses: „Ich will den Teufel nicht an die Wand malen.“ Sie fordert aber ein „entschiedenes Handeln“, um die Lage für die Kitas „verlässlich und auskömmlich“ zu machen. „Es ist eine schnelle Änderung der Finanzierung nötig. Noch einmal ein Topf für Sonderleistungen führt nicht zum Ziel“, sagte Münderlein. Die Staatsregierung müsse 90 Prozent der Betriebskosten übernehmen. Derzeit seien es 60 Prozent.
Ein weiteres Problem der Kitas ist nach Münderleins Erfahrung der Fachkräftemangel, der besonders stark in Südbayern zu spüren sei: „Kitas können nicht mehr alle Gruppen besetzen oder sie müssen mehr Tage schließen, weil Personal ausfällt.“ Gute Kinderbetreuung sei aber „die Basis für alles“. Sie sichere die Bildung der Kinder, gebe den Eltern Sicherheit und sei so „unabdingbar für den Wirtschaftsstandort“. Beschäftigte, die aus Skandinavien, den USA oder Frankreich in den Freistaat kommen, wunderten sich, wenn für ihre Kinder keine zehnstündige Betreuung am Tag gesichert sei. „Wir haben da einen unheimlichen Nachholbedarf.“
Diesen Donnerstag (4. Juli) findet ab 9.15 Uhr auf Initiative der Landtagsgrünen im Sozialausschuss eine Expertinnen- und Expertenanhörung zum Thema „Kita-Reform in Bayern (BayKiBiG)“ statt. Neben Münderlein sind auch der bayerische Landescaritasdirektor Pfarrer Andreas Magg und Alexa Glawogger-Feucht vom Verband katholischer Kindertageseinrichtungen in Bayern eingeladen. (01/2028/04.07.2024)