DORTMUND – Experten warnen davor, dass die Finanznot verschuldeter Kommunen zu einer Konkurrenz zwischen armen Menschen und Flüchtlingen führen kann. Gerade in betroffenen Ruhrgebietsstädten drohe „eine Verschärfung des Verteilungskampfes am unteren Rand der Gesellschaft“, sagte der Politikwissenschaftler Benjamin Benz von der Evangelischen Hochschule Bochum in Dortmund. Es bestehe die Gefahr, dass Geflüchtete und die große Zahl armer Einheimischer gegeneinander ausgespielt würden.
Zu den Problemfeldern gehört unter anderem der Wohnungsmarkt. Nach Beobachtungen der Diakonie fehlt beispielsweise in Dortmund jetzt bereits Wohnraum zu adäquaten Preisen für Familien mit Durchschnittseinkommen. Über ein Sechstel der 600 000 Einwohner sei von Armut bedroht, 90 000 überschuldet. Für sie werde es immer schwieriger, Wohnungen zu finden, berichtete Uta Schütte-Haermeyer, Fachbereichsleitung Migration bei der Dortmunder Diakonie. Auf dem Arbeitsmarkt gibt es nach Aussagen von Diakonie-Experten dagegen aktuell keine Konkurrenz zwischen einheimischen Bewerbern und Geflüchteten. Doch hier müsse man sehr genau die Entwicklung im Auge behalten.
Wissenschaftler Benz mahnte, die unterschiedlichen Bedürfnisse von Geflüchteten und der armen Bevölkerung im Blick zu haben und auch in der Politik zur Sprache zu bringen. Er warnte zugleich vor dem Entstehen einer Neiddebatte. epd
Artikel teilen: