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Experte: KI wird so schnell nicht über Leben und Tod entscheiden

In der Intensivmedizin gehören Maschinen zum Alltag. Für existenzielle Entscheidungen zählen jedoch weiterhin Vertrauen, Ethik und Menschlichkeit – Fachleute sehen bei Künstlicher Intelligenz klare Grenzen.

Sorge um allzu viel Einfluss von Künstlicher Intelligenz (KI) auf medizinische Entscheidungen müssen Erkrankte nach Worten eines Notfallmediziners nicht haben. Bei der Frage, ob sich das Weiterleben eines Patienten lohne, bleibe man “sehr vorsichtig”, sagte Patrick Meybohm am Mittwoch bei einer Podiumsdiskussion der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin. Derzeit gehe es vielmehr darum, dass KI verschiedene Daten aufbereite, um ärztliche Entscheidungen zu unterstützen.

Intensivstationen böten sich für diese Nutzung von KI an, weil dort besonders viele Daten entstünden, erklärte Meybohm, der seit Jahren zu digitalen Innovationen in der Medizin forscht. Auch könnten KI-Anwendungen dort sinnvoll sein, um die Vorgeschichte von Patientinnen und Patienten zu berücksichtigen – wichtig seien etwa Informationen zu regelmäßig eingenommenen Medikamenten und möglichen Wechselwirkungen.

Darüber hinaus könne Telemedizin die Kommunikation verbessern. Auf manchen Intensivstationen führen multiprofessionelle Teams etwa Tagebücher, in denen Medikation, Entwicklungen und Beobachtungen dokumentiert werden. Elektronische Tagebücher könne man mit Angehörigen teilen, die nicht vor Ort sein könnten, sagte Meybohm. Allerdings: “Viele Kliniken arbeiten noch mit Papier und Stift – da muss sich noch etwas tun.”

Auch Patientinnen und Patienten profitierten von der heutigen “Informationsflut”, sagte die Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit, Ruth Hecker. Was sie aus getrackten Daten, der E-Akte oder medizinischen Portalen folgerten, müsse nicht immer richtig sein. Doch gerade bei längeren und ernsthaften Erkrankungen würden manche “sehr kompetent” – dies gelte es wahrzunehmen.