Der Pazifikraum ist nicht nur vom Klimawandel akut bedroht. Auch die Spannungen zwischen den USA und China und das Ringen um Einfluss – etwa, um an begehrte Rohstoffe zu kommen – bereiten den Menschen dort Sorgen. Viele große Pazifik-Staaten rüsten militärisch auf, um sich zu schützen. Mit der dortigen Situation beschäftigt sich die Jahrestagung des Pazifik-Netzwerks, der Pazifik-Infostelle und der Österreichisch-Südpazifischen Gesellschaft (OSPG), die vom 20. bis 22. Juni bei Mission EineWelt in Neuendettelsau stattfindet. Der Hamburger Sozialwissenschaftler und Papua-Neuguinea-Experte Eckart Garbe hofft auf mehr Aufmerksamkeit für die Region.
epd: Was sind aktuell die größten Sorgen der Länder Ozeaniens?
Eckart Garbe: Die erste Bedrohung für viele Menschen auf den kleinen Inseln, die verstreut im riesigen Pazifischen Ozean liegen, ist der Anstieg des Meeresspiegels und der Klimawandel im weitesten Sinne. Viele der Inseln sind außerdem wirtschaftlich abgehängt: Die Lebensverhältnisse sind äußerst bescheiden, die Zugänge zu Bildung und Gesundheit verbessern sich nicht. Es gibt viele Probleme, die typisch sind für Länder des Südens – und jetzt hat die Trump-Administration der Region auch noch Entwicklungshilfe-Mittel entzogen. Was die Menschen dort jetzt überhaupt nicht gebrauchen können, sind militärische Konflikte und das, was aktuell dort passiert.
epd: Was meinen Sie damit?
Garbe: Wir haben ja im Pazifikraum eine ähnliche Entwicklung wie in Europa, dass ganz stark aufgerüstet wird von den Pazifik-Anrainerstaaten, etwa Australien, Indonesien, allen Staaten der Vereinigung südostasiatischer Länder (ASEAN). Grund sind die Spannungen zwischen China und den USA, das Thema Taiwan, die Vorherrschaft im Südchinesischen Meer. Die kleinen Inselstaaten machen sich Sorgen, dass ein regelrechter Rüstungswettlauf auch im Pazifik entstehen kann. Sie haben Angst, wieder zum Spielball der Großmächte zu werden, wie etwa im Zweiten Weltkrieg. Auch damals fand eine Auseinandersetzung zwischen fremden Mächten auf ihrem Territorium statt.
epd: Inwiefern betrifft uns das Thema in Deutschland?
Garbe: Mit unserem Verein möchten wir die Stimmen aus dem Pazifik auch nach Deutschland transportieren. Wir möchten die dortige geopolitische Gefahrenlage hierzulande mehr ins Bewusstsein bringen – aus der Perspektive der Inselstaaten heraus. Die Zivilgesellschaft dort ist alarmiert. Es gibt aber auch viele Parallelen zur innereuropäischen Diskussion über Aufrüstung. Wenn die USA etwa mehr Rüstungslasten auf Europa abladen, können sie sich natürlich stärker auf den Pazifikraum konzentrieren. Die Aufrüstung im Pazifik hängt also eng mit unseren Debatten und Bedrohungen in Deutschland und Europa zusammen. Überall herrscht Säbelgerassel und die Kriegsrisiken werden verstärkt. Das kann nicht gut sein. (1979/19.06.2025)