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Ex-Manager Nienhaus fällt bei Wahl für den ZDF-Verwaltungsrat durch

Die geplante Wahl des früheren Springer-Managers Christian Nienhaus in den ZDF-Verwaltungsrat ist am Freitag gescheitert. Bei der Sitzung des Fernsehrats in Mainz verfehlte er in zwei Wahlgängen ohne Gegenkandidat die notwendige Drei-Fünftel-Mehrheit der Stimmen deutlich. Anstelle der erforderlichen 36 Ja-Stimmen erhielt Nienhaus nur 28 im ersten und 29 im zweiten Wahlgang.

Der 65-Jährige hatte sich den Fernsehratsmitgliedern als „Rentner“ vorgestellt. Bereits seit zwei Jahren unterhalte er keine geschäftlichen Beziehungen zu privaten Medienunternehmen mehr, wolle aber seine Erfahrung als Manager gerne dem ZDF zur Verfügung stellen. In seiner Karriere war Nienhaus unter anderem Geschäftsführer bei der Funke-Mediengruppe, bei „Bild“ und „Bild am Sonntag“. Zuletzt verantwortete er alle Printprodukte des Springer-Verlags. Nach Informationen des Evangelischen Pressedienstes (epd) war er auf Vorschlag des informellen CDU-nahen Freundeskreises zur Wahl angetreten. Er hätte auf den früheren CDU-Bundestagsabgeordneten Reinhard Göhner nachfolgen sollen, der das Ehrenamt zum Jahresende niederlegen will.

Bereits vor der Fernsehratssitzung hatte der Deutsche Journalistenverband (DJV) sich gegen die Wahl ausgesprochen, da ein Interessenskonflikt drohe. Es stehe zu befürchten, dass Springer über Nienhaus „Einfluss auf Entscheidungen des ZDF nimmt“. Der zwölfköpfige Verwaltungsrat ist neben dem Fernsehrat das zweite zentrale Aufsichtsgremium des ZDF und überwacht insbesondere die wirtschaftlichen Aktivitäten des Senders. Derzeitige Vorsitzende ist die ehemalige rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD).

Eine andere Personalie wurde geräuschlos bestätigt: Die Kommunikationswissenschaftlerin Annika Sehl wurde in den von den Ländern beschlossenen Medienrat gewählt. Das neue Gremium soll den Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks weiterentwickeln.

Auch der Haushaltsplan des ZDF für 2026 sorgte nicht für Kontroversen und wurde vom Fernsehrat ohne Gegenstimme gebilligt. Im kommenden Jahr plant das ZDF Aufwendungen im Umfang von knapp 2,75 Milliarden Euro. Vorgesehen ist dabei eine Entnahme von rund 105 Millionen Euro aus Rücklagen. Intendant Himmler warnte davor, dass die wirtschaftliche Situation traditioneller Medienhäuser mit jedem Jahr schwieriger werde und sprach von einer „existenziellen Krise der Qualitätsmedien“. Daran seien die öffentlich-rechtlichen Sender jedoch nicht schuld.

Entscheidend sei vielmehr die wachsende Dominanz ausländischer Big-Tech-Konzerne: „Globale Player diktieren uns die Regeln ökonomisch, technologisch, aber auch algorithmisch.“ Die großen Internetunternehmen allein würden die Auffindbarkeit von Inhalten kontrollieren und journalistische Angebote an den Rand drängen.