Nach jahrelangen Auseinandersetzungen wird in diesen Tagen das Reformationsfenster in die Marktkirche Hannover eingebaut. Das von dem Künstler Markus Lüpertz gestaltete Werk soll am Reformationstag, dem 31. Oktober, offiziell eingeweiht werden. Zu Gottesdienst und Empfang werde auch Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) erwartet, bestätigte eine Sprecherin des Evangelisch-lutherischen Stadtkirchenverbands Hannover am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Das Fenster geht auf eine Idee Schröders zurück. Ursprünglich hatte er es der Marktkirche schenken wollen und dafür Spenden eingeworben. Wegen Schröders Nähe zu Russlands Präsident Wladimir Putin hatte die Marktkirche den Einbau nach dem russischen Angriff auf die Ukraine zunächst auf Eis gelegt. Die eingeworbenen Spenden wurden größtenteils an Hilfsprojekte in der Ukraine umgeleitet. Für das Fenster wirbt die Gemeinde jetzt selbst Spenden ein. Die Kosten liegen nach Angaben der Sprecherin bei rund 120.000 Euro.
Das Fenster zeigt eine Szene mit zwei Gestalten, wovon eine an den Reformator Martin Luther (1483-1546) erinnert. Daneben sind fünf schwarze Fliegen zu sehen, die für das Böse und die Vergänglichkeit stehen sollen. Schöpfer Lüpertz ist mit Schröder befreundet. Der 82-jährige Maler, Grafiker und Bildhauer zählt zu den bekanntesten Künstlern der Gegenwart.
Um den geplanten Einbau hatte es zunächst einen mehrjährigen Rechtsstreit gegeben. Der Erbe von Marktkirchen-Architekt Dieter Oesterlen (1911-1994) sah das Urheberrecht seines Stiefvaters in Gefahr und hatte geklagt. Schließlich einigte er sich vor dem Oberlandesgericht Celle mit dem Kirchenvorstand auf einen Kompromiss. Demnach darf das Fenster zwar eingebaut werden. Zugleich muss aber ein Schild in der Nähe angebracht werden, das auf den nachträglichen Einbau hinweist.