Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) engagiert sich schon lange gegen Antisemitismus. Die digitalen Medien haben aus ihrer Sicht einen großen negativen Einfluss, weil sie Verschwörungsnarrative verbreiten.
Die frühere Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) kritisiert die antisemitische Dynamik der Sozialen Medien. Gerade bei Jugendlichen übernähmen Soziale Medien immer öfter die Funktion der primären Meinungsbildung, schreibt Leutheusser-Schnarrenberger in einem Beitrag für die Dezember/Januar-Ausgabe von “Politik & Kultur”, der Zeitung des Deutschen Kulturrates.
“Hier können sich antisemitische Verschwörungsnarrative und Desinformation in rasender Geschwindigkeit verbreiten. Die Schnelligkeit und virale Natur der Plattform können dazu führen, dass antisemitische Äußerungen in einem Kontext präsentiert werden, der sie harmlos erscheinen lässt.” Richtigstellungen gingen dann deutlich weniger viral als “Fakes”, die oft den Boden für die Radikalisierung junger Menschen bereiten, so die frühere Ministerin. Insbesondere bei der digitalen Plattform “TikTok” laufe dies aufgrund des “komplexen Algorithmus” so ab.
Gestützt auf die Ergebnisse der Studie “Antisemitismus in der Gesamtgesellschaft von Nordrhein-Westfalen im Jahr 2024”, die im September präsentiert wurde, sieht Leutheusser-Schnarrenberger viele Belege dafür, dass Antisemitismus ein “gesamtgesellschaftliches Problem” sei, dessen Bekämpfung nicht Aufgabe von Juden sei, sondern Aufgabe aller Bürger.
Dabei betont sie, dass die Studie zeige, dass der Migrationshintergrund keine signifikanten Auswirkungen aufantisemitische Haltungen habe. Die Religiosität, so Leutheusser-Schnarrenberger, sei hingegen ein Faktor: “Je häufiger ein Gotteshaus besucht wird, desto größere Zustimmungen ergeben sich beim modernen und religiösen Antisemitismus – und zwar konfessionsübergreifend.”