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Evangelische Kirche setzt auf menschliche Flüchtlingspolitik

Der Ton wird rauer: Das evangelische Kirchenparlament will auf seiner bevorstehenden Tagung seine Position zur Flüchtlingspolitik festigen. Zudem stellt sich die Synode auf Proteste von Missbrauchsbetroffenen ein.

Nach Ansicht der Chefin des evangelischen Kirchenparlaments, Anna-Nicole Heinrich, muss die Kirche für eine menschliche Flüchtlingspolitik eintreten. “Was uns immer getragen hat, war, im Anderen Jesus zu sehen”, sagte die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Montag vor Journalisten in Berlin. Das Christentum sei eine Religion, die immer wieder Geschichten von Flucht erzählt habe. Auf der bevorstehenden Tagung der Synode wolle man diese Position weiter festigen. Das 128-köpfige Kirchenparlament trifft sich vom 10. bis zum 13. November in Würzburg. Das Schwerpunktthema der Tagung lautet “Migration, Flucht und Menschenrechte”.

“Der Ton um das Thema wird stärker und haariger”, so Heinrich. Das fordere die Kirche heraus, ihre Beweggründe für Flüchtlingsarbeit noch besser zu benennen. Auf der Tagung könne es durchaus kontroverse Debatten geben. “Wir haben 128 Synodale, die auch Teil des öffentlichen Diskurses sind.” Diskurse, die es in der breiten Öffentlichkeit gebe, könnten auch unter Synodalen stattfinden. Heinrich hält das für gerechtfertigt: “Wir können uns als Kirche nur als Teil der Lösung verstehen, wenn wir auch die anderen verstehen.”

Zu den weiteren Themen der Synode gehört der Umgang der Kirche mit sexualisierter Gewalt. Die Delegierten sollen eine Änderung des kirchlichen Disziplinargesetzes und weitere Maßnahmen gegen Missbrauch beschließen. Vorgestellt werden soll auch der aktuelle Stand der Beratungen zu einheitlichen Anerkennungszahlungen für Betroffene.

Auf mögliche Proteste von Betroffenen gegen die aus ihrer Sicht schleppende Aufarbeitung der Kirche sei man vorbereitet, so Heinrich. Sie bekämen selbstverständlich Raum im Rahmen der Synodentagung. “Es darf nicht ungehört bleiben, was die Betroffenen zu sagen haben.”

Laut der Präses wird es “Dialogräume” am Rande des Treffens geben. In kleinen, moderierten Gruppen könnten sich Betroffene, die nicht zu den Teilnehmern der Tagung gehörten, aussprechen. Auf diesem Weg könnten ihre Anliegen auch in die Synode eingebracht werden. Darüber hinaus seien Maßnahmen getroffen worden, um Eskalationen zu vermeiden.