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Evangelische Kirche kritisiert europäische Flüchtlingspolitik

Hannover/Düsseldorf  –  Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat die europäische Flüchtlingspolitik scharf kritisiert. Die EU lagere systematisch Verantwortung aus und bezahle andere Staaten für die Abwehr oder die Aufnahme von schutzsuchenden Menschen, erklärte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland Manfred Rekowski, Vorsitzender der Kammer für Migration und Integration der EKD, in Hannover. „Menschen werden an Grenzen abgewiesen, von Land zu Land weitergeschickt, oder sie kommen in Seenot um.“ Eine solche Politik sei nicht hinnehmbar, betonte Rekowski anlässlich des Weltflüchtlingstages. „Nach christlichem Verständnis sind Menschenwürde und Menschenrechte unteilbar.“
Der Theologe nannte es „fatal“, wenn im europäischen Asylrecht demnächst nicht mehr nach den Fluchtgründen gefragt werde. „Wenn nur noch geprüft wird, ob es einen anderen sogenannten ‚sicheren Drittstaat‘ gibt, in den man die Menschen abschieben kann, wird die Genfer Flüchtlingskonvention infrage gestellt“, unterstrich Rekowski.
Rekowski mahnte, die Perspektive der schutzsuchenden Menschen nicht aus dem Blick zu verlieren: „Sie fliehen vor Krieg und Gewalt, weil ihre Lebensgrundlagen zerstört wurden, als politisch Verfolgte oder weil sie eine Zukunft suchen, die es in ihrem Land für sie nicht gibt.“ Für die Fluchtursachen seien auch die Industrie­länder mit verantwortlich, unterstrich der rheinische Präses.
Auch der katholische Flüchtlingsbischof Stefan Heße hatte im Vorfeld des Weltflüchtlingstags dazu aufgerufen, die menschlichen Schicksale hinter der Flüchtlingszahl im Blick zu behalten:  „Verhärten wir nicht unsere Herzen, verschließen wir nicht unsere Augen!“, sagte der Hamburger Erzbischof. epd/KNA