Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) will auch Menschen Heimat bieten, die nicht in das gewöhnliche Geschlechter-Raster von Mann und Frau passen. An diesem Freitag treffen sich 70 bis 80 Interessierte in Mainz zu einem ersten „Netzwerktreffen queersensible EKHN“, wie die Pröpstin für Rheinhessen und Nassauer Land, Henriette Crüwell, am Donnerstag in Mainz dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. Crüwell hat das Treffen als Mitglied der Kirchenleitung mit vorbereitet. Kirchenpräsidentin Christiane Tietz werde ein Grußwort sprechen.
Das Netzwerktreffen solle dazu beitragen, ein „queersensibles“ Bewusstsein in der Kirche zu verbreiten, sagte Crüwell. Es gehe darum, Stereotype von männlich und weiblich zu hinterfragen und Menschen jenseits dieser Stereotypen zu respektieren. „Jeder Mensch ist anders anders“, sagte die Pröpstin. Dies entspreche der jüdisch-christlichen Vorstellung, dass der Mensch Ebenbild Gottes sei. Menschen in der Kirche sollten eine Sprache finden, mit der sich alle angesprochen fühlten. Die Kirche solle dahin kommen, klar für queere Menschen solidarisch einzustehen.
Bei dem Treffen würden Einzelne von ihren Lebenserfahrungen berichten und davon, wo sie in der EKHN Respekt erlebt und wo sie dies vermisst haben, erklärte Crüwell. Ziel sei, die Engagierten zu vernetzen und zu beginnen, eine „queersensible Landkarte“ der Kirche zu zeichnen. „Wir bräuchten in jedem Nachbarschaftsraum eine queersensible Lotsin als Ansprechperson“, formulierte die Pröpstin als Wunsch.
Das Netzwerktreffen ist nach den Worten von Crüwell eine Konsequenz aus dem „Schuldbekenntnis gegenüber queeren Menschen“, das die Kirchensynode im April 2023 ausgesprochen hat. „Wir glauben heute: Homosexualität, Bisexualität, Trans- und Intersexualität, non-binäre und queere Lebensformen sind ein Teil der Schöpfung“, heißt es darin. Im Glauben an Jesus Christus seien Menschen mit all ihren Unterschieden erlöst und verbunden. Die EKHN verpflichte sich, „die bestehende Vielfalt von Geschlechtern, unterschiedlicher sexueller Orientierung und Lebensweisen anzuerkennen und zu fördern“.