Kommenden Sonntag (14. Dezember), am dritten Advent, wird direkt neben der evangelischen Thomaskirche im Nürnberger Westen das neu gebaute Gemeindehaus eingeweiht. In einer Zeit, in der die bayerische evangelische Landeskirche aufs Sparen setzt und ihre Gebäudezahl um rund die Hälfte reduzieren will, hat dieser „Anachronismus“, wie ihn Pfarrer Matthias Jung im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) bezeichnet, historische Gründe. Ungefähr 2010 haben die ersten Überlegungen zum Neubau begonnen, habe er sich erzählen lassen. Der Pfarrer ist zusammen mit seiner Frau, Pfarrerin Juliane Jung, seit 2021 in der Gemeinde tätig.
Damals sei dem Kirchenvorstand mitgeteilt worden, dass für eine Renovierung des alten Gemeindehauses keine Bezuschussung möglich sei – für einen Neubau aber schon, erzählt Jung. Über viele Jahre habe sich der Prozess gezogen, nicht immer sei man sich einig über das Vorgehen gewesen. Für die Finanzierung sei auch der Verkauf eines Teils des Grundstücks an das Evangelische Siedlungswerk vorgegeben worden. Im Frühjahr 2024 habe dann schließlich der Abriss des alten Gemeindehauses stattgefunden, Baubeginn für den Neubau war im Mai 2024.
Für das gesamte Projekt sind laut dem Pfarrer knapp 3,5 Millionen Euro veranschlagt worden. Eine Million Euro kommen von der Landeskirche, der Verkauf des Grundstückteils bringt 1,8 Millionen Euro. 250.000 Euro investierte die Gemeinde aus eigenen Rücklagen, von der Gesamtkirchengemeinde kam ein Zuschuss von 100.000 Euro. Mehrere zehntausend Euro kamen durch Kirchgeld aus der gesamten Stadt Nürnberg und durch Gemeindespenden zusammen. Für den Rest stehe aktuell ein Darlehen im Raum, sagte Jung. Wie groß die Finanzierungslücke letztendlich ist, sei aber noch nicht ganz klar. „Wir wissen, dass die kalkulierten Kosten wohl nicht erreicht werden, aber noch nicht, wie viel günstiger es wird“, sagt der Pfarrer vorsichtig optimistisch.
Was jedoch klar ist: Das neue Gemeindehaus werde dem gesamten Stadtteil Großreuth nützen, so Jung. Die Kirchengemeinde selbst werde dort ihre Konfirmandenarbeit abhalten, genauso wie die Seniorenarbeit. Im Winterhalbjahr werden die Gottesdienste dort stattfinden, Kultur- und Sportangebote seien ebenfalls geplant. Auch andere Gruppen und Vereine sollen die Räumlichkeiten belegen können.
Zur Einweihung am Sonntag um 11.15 Uhr wird laut Jung auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erwartet. Dieser sei selbst in der Thomaskirche konfirmiert worden und seiner alten Gemeinde noch sehr verbunden. (3918/12.12.2025)