Die umstrittene Zulassungsverlängerung des Unkrautvernichters Glyphosat in der EU muss erneut beraten werden. Am Freitag fand sich keine qualifizierte Mehrheit der 27 EU-Mitgliedstaaten für den Vorschlag der EU-Kommission. Der Entwurf wird nun an einen Berufungsausschuss überwiesen.
Deutschland hatte sich bei der Abstimmung enthalten. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) begründete die Nicht-Zustimmung zum Kommissionsvorschlag mit mangelnden Kenntnissen über die Wirkung von Glyphosat. Solange nicht ausgeschlossen werden könne, dass Glyphosat der Biodiversität schade, dürfe es keine Wiederzulassung des Herbizids geben, betonte Özdemir.
Die Verbraucherorganisation foodwatch warf der Bundesregierung durch die Enthaltung einen Bruch des Koalitionsvertrags vor. Darin habe sie versprochen, Glyphosat bis Ende 2023 vom Markt nehmen zu wollen. “Dafür hätte es ein Nein aus Deutschland in Brüssel gebraucht”, erklärte foodwatch-Geschäftsführer Chris Methmann.
Glyphosat zählt zu den weltweit am häufigsten eingesetzten Unkrautvernichtern. Der Wirkstoff steht im Verdacht, auch krebserregend zu sein. Im September hatte die EU-Kommission einen Vorschlag für eine Zulassungsverlängerung des Herbizids um weitere zehn Jahre vorgelegt; die aktuelle Zulassung läuft im Dezember aus. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hatte den Wirkstoff zuvor als unkritisch eingestuft.