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Ethiker Schallenberg: Form der Agrar-Proteste “weit überzogen”

Die aktuellen Proteste der Landwirtinnen und Landwirte passen aus Sicht des Ethikers Schallenberg nicht mehr zur Demokratie. Gestritten werden sollte an anderer Stelle.

Wie weit darf Protest gehen? Für den Sozialethiker Peter Schallenberg gehen die aktuellen Bauernproteste zu weit
Wie weit darf Protest gehen? Für den Sozialethiker Peter Schallenberg gehen die aktuellen Bauernproteste zu weitImago/ Sven Simon

Straßenblockaden und Störung des öffentlichen Verkehrs, wie derzeit bei den bundesweiten Agrar-Protesten, gehen aus Sicht des Sozialethikers Peter Schallenberg zu weit. Eine solche “sehr radikalisierte Form des Protestes” halte er für “deutlich unangemessen und für weit überzogen, auch angesichts eines im Vergleich zu anderen europäischen Ländern grundsätzlich konsensorientierten Wirtschaftsmodells in Deutschland”, sagte der Direktor der Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle (KSZ) in Mönchengladbach der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Friedliche und genehmigte Demonstrationen seien hingegen sinnvoll.

Schallenberg: “Argumente sollen siegen, nicht die Macht von Traktoren”

Schallenberg verwies dafür auf den bislang herrschenden Gegensatz zwischen Deutschland und Frankreich. Während im Nachbarland die Bilder von “mehr oder minder randalierenden Landwirten oder Bauernverbänden” ein gewohnter Anblick seien, habe sich in der Bundesrepublik diese Auseinandersetzung bislang immer auf die parlamentarische Ebene verlagern können. “Man protestiert an der Wahlurne, im Form von regelmäßiger Bewertung der Parteien durch Bürger und Bürgerin bei Wahlen”, so der auch in Paderborn lehrende katholische Moraltheologe. “Argumente und sodann Abstimmung sollen siegen, nicht die Macht von Traktoren oder Lastwagen.”

Trotz der radikalen Form der Proteste warnt Schallenberg davor, den demonstrierenden Landwirtinnen und Landwirten pauschal eine rechte Gesinnung zu unterstellen. Zwar gibt es laut dem Ethiker eine zunehmend latente Demokratieverdrossenheit in Teilen der Bevölkerung, von der etwa die AfD profitieren könne. Dass die Landwirtschaft ein passendes Einfallstor für Extremisten sei, halte er allerdings für unwahrscheinlich. Es sei “ungerecht gegenüber den Landwirten, eine solche besondere Nähe zu rechtsradikalen Gruppen zu vermuten”, betonte Schallenberg.