Vor 60 Jahren leiteten polnische und deutsche Bischöfe mit einem Briefwechsel die Versöhnung zwischen ihren Völkern ein. Auch in Rom wurde jetzt an dieses ungewöhnliche Ereignis erinnert.
Mit einem diplomatisch-akademischen Festakt haben am Dienstag politische und kirchliche Vertreter aus Polen und Deutschland an den historischen Briefwechsel der polnischen und deutschen Bischöfe von 1965 erinnert. An der Veranstaltung der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom nahmen unter anderem der polnische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Adam Kwiatkowski, und sein Gegenpart aus Deutschland, Botschafter Bruno Kahl, teil.
Der Vatikan war durch seinen Außenminister, Erzbischof Paul Richard Gallagher, vertreten. Auch der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Kasper sprach bei der Veranstaltung. Die Republik Polen hatte ferner die frühere Regierungschefin Hanna Suchocka entsandt, aus Deutschland nahm der Koordinator der Bundesregierung für die deutsch-polnische Zusammenarbeit, Knut Abraham teil.
Der vatikanische Außenminister Gallagher betonte in seinem Beitrag, Kirche und Gesellschaft seien bis heute den Bischöfen von damals dankbar dafür, dass sie den Weg der christlichen Versöhnung eingeschlagen hätten. Die spätere politische und zwischenstaatliche Aussöhnung bis hin zur Anerkennung der Grenzen habe darauf aufbauen können. “Das heutige Europa gäbe es nicht ohne diese Aussöhnung”, so Gallagher.
Kardinal Kasper sagte als Zeitzeuge, dass die Gräueltaten der Deutschen in Polen im Zweiten Weltkrieg in Deutschland bis Mitte der 1960er Jahre kaum ein Thema gewesen seien. Der Briefwechsel der deutschen und polnischen Bischöfe von 1965 habe wesentlich dazu beigetragen, das gesellschaftliche Bewusstsein zu ändern. Vor allem der Brief der polnischen Bischöfe sei seiner Zeit weit voraus gewesen.
Die frühere polnische Regierungschefin Hanna Suchocka betonte, dass die Bischöfe damals das Risiko eingegangen seien, ein Versöhnungsangebot zu formulieren, das von weiten Teilen der Bevölkerung nicht verstanden und nicht gebilligt wurde. Dieser Mut habe sich ausgezahlt.