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Wenn Haustiere die ersten Urlaubsopfer werden

In den Sommerferien wird es voll im Tierheim. Auch in diesem Jahr rechnen die Heime mit hunderten ausgesetzter Tiere. Dabei kann der Urlaub auch für Bello & Co schön werden.

Auch Hunde können mit in den Urlaub – "Pepe" freut sich schon auf die Auszeit
Auch Hunde können mit in den Urlaub – "Pepe" freut sich schon auf die Auszeitepd-bild / Evelyn Sander

Schon jetzt ist es im Hamburger Tierheim Süderstraße so voll, dass teilweise nichts mehr geht. „Wir haben seit Wochen einen Aufnahmetopp für Katzen“, sagt Janet Bernhardt, Vorsitzende des Hamburger Tierschutzvereins (HTV). Seit Anfang Juli wurden 66 Fundtiere aufgenommen, darunter sechs Hunde, 34 Katzen, zwei Kaninchen, sechs Ziervögel und fünf Schildkröten. Die Dunkelziffer der „Urlaubsopfer“ schätzt der Verein wesentlich höher ein, weil nicht alle Tiere rechtzeitig gefunden würden und im Verborgenen sterben. Bereits im Juni seien 126 Tiere abgegeben worden. Und die Ferien im Norden kommen erst noch: Am Donnerstag beginnen die Sommerferien in Hamburg und Schleswig-Holstein.

„Es ist so traurig, dass jedes Jahr gewissenlose Menschen großes Leid oder sogar den Tod ihres Haustieres in Kauf nehmen, indem sie es einfach aussetzen, bevor sie in den Urlaub fahren“, sagt Bernhardt. Erfahrungsgemäß steige die Zahl ausgesetzter Tiere während der großen Ferien weiter und könne mehr als 50 Fälle pro Woche erreichen. Im Sommer 2024 seien 214 mutmaßlich ausgesetzte Tiere aufgenommen worden, 2023 seien es noch 190 gewesen.

Tierheime wegen Sommerurlaub voll belegt

Bundesweit sind Tierheime mittlerweile „das ganze Jahr über stark oder sogar voll belegt“, hieß es vom Deutschen Tierschutzbund in Bonn. Mitgliedsbetriebe würden jährlich rund 350.000 Tiere neu aufnehmen. Gründe für die Abgabe seien Überforderung, fehlende Zeit, Beißvorfälle mit Hunden und gestiegene Tierarztkosten. Für manche sei der Sommerurlaub der „Tropfen“, der das Fass zum Überlaufen bringt, sodass sie sich endgültig von ihrem Tier trennen.

Das Aussetzen von Haustieren ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat. Wer Hund oder Katze einfach am Wegrand ablädt, muss mit einer Geldbuße von bis zu 25.000 Euro rechnen, so der Verband. Wenn das Tier stirbt, ist eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren möglich. „Leider schreckt das Gesetz allein nicht ab“, sagt Sabrina Karl, Heimtier-Expertin von Vier Pfoten. Seit Jahren fordern Tierschützer daher eine bundesweite Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Hunde und Katzen, um die Halter gefundener Tiere ausfindig zu machen.

Wer einen verlassenen Hund, eine Katze oder ein Kleintier am Straßenrand oder an einer Tankstelle beobachtet, sollte es nicht einfach mitnehmen. „Man kann dem Tier Wasser anbieten, es beruhigen und sollte eine Weile warten, ob jemand zurückkommt. Ist das Heimtier zweifellos allein, muss man den Fund bei der Polizei melden“, erklärt Karl.

Leckerli und Lieblingsdecke: Was ein Hund auf Reisen braucht

Dabei geht Urlaub auch mit Tier: Wenn es die Unterkunft erlaube, könnten manche Hunde, Katzen und sogar Kleintiere mitgenommen werden. Reisende Hunde müssten dafür auf jeden Fall gechippt und geimpft sein. Neben Dokumenten und einem Erste-Hilfe-Set sollte der tierische Reisekoffer „alles beinhalten, was der Hund benötigt, um sich wohlzufühlen: etwa sein Futter, Leckerlis, ein Lieblingsspielzeug oder seine Lieblingsdecke“, erklärt Karl.

Katzen sollten dagegen eher in ihrer gewohnten Umgebung betreut werden, mindestens zweimal am Tag sollten sie von einer Vertrauensperson besucht werden. Eine andere Lösung könnten Tierpensionen sein. Weil die Qualität dieser Häuser sehr unterschiedlich sei, sollten sie vorher persönlich besucht werden. Wenn es passt, sei eine kurze Verabschiedung am besten, Traurigkeit könne sich auf das Tier übertragen. Karl: „Für den Hund sollte es sich normal anfühlen.“ Er macht ja auch nur Urlaub.