Soest/Hannover – Sie läuft und läuft und läuft – die Kampagne für einen anderen Organspendeausweis. Die Evangelischen Frauen in Deutschland (EFiD) haben dazu 2015 aufgerufen. EFiD ist der Dachverband von 38 Mitgliedsorganisationen, zu denen auch die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen zählt. 30 000 Ausweisflyer konnten bereits bis zum Herbstanfang dieses Jahres verteilt werden, die nächsten 30 000 sind gedruckt. In elf evangelischen Landeskirchen sind in Kürze oder waren Veranstaltungen, in denen der andere Ausweis vorgestellt wurde und mit hochinteressierten Menschen diskutiert werden konnte. Zunehmend findet die Kampagne bei den Menschen an der Basis Gehör und darüber hinaus auch bei Entscheidenden in Politik und den christlichen Kirchen.
Die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen hat ihren Anteil am bisherigen Erfolg der Kampagne: Eine Arbeitseinheit beim Jahresthema 2016 mit dem Themenschwerpunt „Care“ gab Gemeindegruppen die Möglichkeit, sich auch ohne Fachreferentin oder Fachreferenten mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Insgesamt 90 Veranstaltungen mit fast 3000 Frauen haben in Westfalen mithilfe des Jahresthemas, durch Vortragsreihen – unter anderem bei den diesjährigen Landfrauentagen – unter Beteiligung der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen stattgefunden. Dabei ist ein Schwerpunkt in der Region Dortmund. Dort haben durch den hohen Einsatz des Dortmunder Vorstandes mehr als 30 Veranstaltungen im Dortmunder Synodalverband der Evangelischen Frauenhilfe stattgefunden.
Dies zeigt einmal mehr: Vereinte Kräfte führen zu Erfolgen. Damit mehr Menschen frei und umfassend informiert ihre Entscheidung zur Organspende treffen und dokumentieren können. Und damit sich auch politisch etwas ändert.
Seit 2011 beschäftigten sich Gremien und Arbeitsgruppen im Dachverband mit der ethischen Bewertung des Hirntods. Im Kern geht es um die Frage, ob die Spendenden zum Zeitpunkt der Organentnahme tote oder sterbende Menschen sind. „Vorträge in einer Reihe von Mitgliedsorganisationen zum Thema bestärkten uns in der Einschätzung: Die Menschen – speziell die Frauen, noch spezieller die in den Kirchen – werden mit den zunehmenden Werbekampagnen stark unter Druck gesetzt, endlich den Organspendeausweis zu unterschreiben – und zwar mit ,ja‘“, fasst Margot Papenheim, Verbandsreferentin bei der EFiD, ihre damaligen Erfahrungen zusammen.
Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen legt ein Positionspapier von EFiD einen starken Akzent auf die Perspektive der potenziellen Organspendenden. Zum Schluss weist es aber auch darauf hin, dass zum Beispiel die Perspektive der Empfangenden mindestens so differenziert anzuschauen wäre und es theologische, ethische und andere Fragen aufwerfe.
2014 steht schließlich fest: Eine Kampagne widmet sich dem Anliegen „Information statt Werbung“ und konzentriert sich auf die Einführung eines anderen Organspendeausweises. „Ein differenzierter Ausweis, der zum Beispiel eine Narkose bei einer Organentnahme vorsieht beziehungsweise Entnahmen von anderem ermöglicht, nachdem ein Mensch gestorben ist, macht es mir eher möglich, teilweise zuzustimmen. Ein differenzierter Ausweis ist ein ehrlicheres Angebot als der derzeitig im Umlauf Befindliche“, ergänzt Pfarrerin Susanne Kahl-Passoth, Vorsitzende des Frauendachverbandes, das Kampagnenziel.
Erika Denker, stellvertretende Vorsitzende der Westfälischen Frauenhilfe, erklärt, warum auch sie die Kampagne des Dachverbandes unterstützt: „Ich erhoffe mir, dass durch die Kampagne das Thema Organspende unter dem Schwerpunkt „Aufklärung“ und „Information“ ganz neu ins Gespräch kommt. Eine umfassende und ergebnisoffene Aufklärung halte ich für eine grundlegende Voraussetzung, um eine Entscheidung zu treffen. Mit der Kampagne können wir Frauen in unseren Verbänden zu einer Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit anregen und sie zu einer Entscheidungsfindung für oder gegen Organspende ermutigen.“
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Ergebnisoffene Aufklärung statt Werbung
Die 2015 ausgerufene Kampagne für einen anderen Organspendeausweis ist ein Erfolg. 30 000 Ausweisflyer wurden bisher verteilt. Die nächsten 30 000 sind bereits gedruckt
Stefan Arend