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Erbgut verändert – Schweine resistent gegen Pestvirus

Bei vielen Bauern löst sie Panik aus. Die Schweinepest ist für Tiere hoch ansteckend. Ein Ausbruch bedeutet, dass ganze Bestände getötet werden müssen. Durch Gentechnik könnte das Problem gelöst werden.

Wissenschaftler aus Großbritannien und Deutschland haben das Erbgut von Schweinen mit Hilfe der Genschere so verändert, dass die Tiere resistent gegen das Schweinepestvirus sind. Das berichtet das Fachjournal “Trends in Biotechnology” (Mittwoch).

Pestviren können bei Tieren wie Schweinen, Rindern und Schafen schwere Infektionskrankheiten hervorrufen. So führt das Virus der klassischen Schweinepest zu einer hohen Krankheits- und Sterblichkeitsrate: Es verbreitet sich schnell und verursacht hohe wirtschaftliche Schäden. Wegen einer Schweinepest-Epidemie in den Niederlanden Ende der 1990er Jahre mussten zwölf Millionen Schweine getötet werden. Die Kosten beliefen sich auf 2,3 Milliarden Euro.

Wie das in Köln ansässige Science Media Center vorab über die Forschungsergebnisse berichtete, führt die Veränderung einer einzelnen Aminosäure an einer bestimmten Stelle im Erbgut der Schweine dazu, dass das Virus nicht andocken und sich vermehren kann. Die genetisch veränderten Tiere wurden mit dem Erreger infiziert, produzierten aber keine Antikörper oder zeigten keine sonstigen klinischen Anzeichen einer Infektion. Sie blieben gesund. Bereits 2018 hatten Wissenschaftler in den USA geneditierte Schweine vorgestellt, die resistent gegen ein anderes Virus, das porzine Reproduktions- und Respirationssyndrom-Virus PRRSV, sind.

Der Leiter der Sektion Xenotransplantation an der Technischen Universität München (TUM), Konrad Fischer, sagte dem Science Media Center, die Arbeit mit der CRISPR/Cas9-Genschere sei mittlerweile eine deutlich effizientere Methode als alle bisherigen Züchtungsverfahren, um gezielte Veränderungen im Erbgut vorzunehmen. Im Gegensatz zu einer Impfung werde dabei nicht das Virus selbst bekämpft, sondern ein zelluläres Eiweiß entfernt, das das Virus zwingend für seine Vermehrung benötige. “Damit werden dem Virus die Werkzeuge genommen, die es für seine Ausbreitung braucht.” Genetisch resistente Tiere könnten große wirtschaftliche Verluste verhindern. Die Veränderungen würden zudem vererbt.

Der Virologe Alexander Postel von der Tierärztlichen Hochschule Hannover verwies auf rechtliche Probleme beim Einsatz der neuen Technik. “In den Ländern der EU und vielen anderen Ländern weltweit fehlen bislang die rechtlichen Voraussetzungen für die Haltung und Vermarktung gentechnisch veränderter Nutztiere”, sagte er. Wenn die gleiche genetische Veränderung auf natürlichem Wege entstanden wäre, wäre dies rechtlich kein Problem. Innerhalb der EU gelten durch CRISPR/Cas9 modifizierte Tiere als genetisch veränderte Organismen und brauchen eine Zulassung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit.

Der Gießener Virologe und Tiermediziner Benjamin Lamp verwies auf die Vorteile des Verfahrens auch gegenüber Impfungen gegen Schweinepest. “Impfungen sind kostspielig, und selbst geimpfte Populationen können Krankheitserreger beherbergen und unbemerkt weiterverbreiten.” Im Gegensatz dazu könnte die Züchtung von resistenten Populationen eine nachhaltigere und kostengünstigere langfristige Lösung für die Bekämpfung von Tierkrankheiten sein.