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Erbe der Bekennenden Kirche: Die Kirchliche Hochschule Wuppertal

Die Kirchliche Hochschule Wuppertal (KiHo) ist eine staatlich anerkannte evangelisch-theologische Hochschule in Trägerschaft der rheinischen und der westfälischen Landeskirche. Nach einer Entscheidung der Evangelischen Kirche im Rheinland von Dienstagabend soll sich die Hochschule in den kommenden Jahren grundlegend wandeln und mit erheblich weniger Geld auskommen: geprüft werden soll die Transformation zu einem theologischen Bildungscampus.

Bislang ermöglicht das grundständige Studium an der KiHo das theologische Examen fürs Pfarramt, einen Magisterabschluss sowie eine Promotion oder Habilitation. Akademiker mit Berufserfahrung können als Quereinsteiger seit 2021 zudem in einem Weiterbildungsstudiengang den Abschluss „Master of Theological Studies“ erwerben. Auch theologische Forschung gehört bis dato zu den Aufgaben der KiHo.

Zurzeit sind 186 Studierende eingeschrieben, 31 von ihnen streben den Master an und 29 die Promotion. Zusätzlich laufen zehn Habilitationen und acht weitere Promotionen. Der Stellenplan umfasst 23 Stellen, darunter sieben Professorinnen und Professoren.

Die Kirchliche Hochschule wurde 1935 in der Zeit des Kirchenkampfes von der Bekennenden Kirche gegründet. Angesichts der nationalsozialistischen Gleichschaltung und Zerschlagung theologischer Fakultäten an den staatlichen Universitäten sollte die Ausbildung des theologischen Nachwuchses unabhängig vom NS-Staat erfolgen. Ende 1936 verbot die Gestapo den Unterricht, 1945 startete die Hochschule neu.

Neben der KiHo ist die 1947 gegründete Augustana-Hochschule der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern in Neuendettelsau die einzige evangelisch-theologische Hochschule in Deutschland, die den staatlichen Fakultäten gleichgestellt ist. Sie erhält aber anders als die KiHo Wuppertal staatliche Refinanzierung. Die erste nicht-staatliche Ausbildungsstätte für evangelische Theologinnen und Theologen war 1905 die „Theologische Schule Bethel“ in Bielefeld.

An staatlichen Hochschulen gibt es in Deutschland 19 Fakultäten oder Fachbereiche, die einen grundständigen Studiengang „Evangelische Theologie“ anbieten. Die Studierendenzahlen sind stark rückläufig: Im Wintersemester 2021/2022 waren laut Statistischem Bundesamt 9.764 Studierende mit erstem Studienfach evangelische Theologie an den Universitäten eingeschrieben, 23 Prozent weniger als fünf Jahre zuvor.

Der Finanzbedarf der KiHo Wuppertal liegt in diesem Jahr bei 4,24 Millionen Euro. Davon übernimmt die rheinische Kirche knapp 2,8 Millionen Euro, die westfälische Kirche 750.000 und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) 720.000 Euro – dieser Betrag wird bis 2030 auf 560.000 Euro reduziert. Nach einer 2021 geschlossenen Vereinbarung der Trägerkirchen in Rheinland und Westfalen kann die westfälische Kirche den Vertrag zu Ende 2025 kündigen, diesem Schritt könnte sich dann die rheinische Kirche anschließen.

Mögliche Kooperationen wurden in denen vergangenen Jahren ausgelotet, etwa mit der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum, der Universität Bonn und der Bergischen Universität Wuppertal. Auch Reform- und Spardebatten im Zusammenhang mit der KiHo Wuppertal gibt es seit Jahren.

Im Jahr 2007 fusionierte die KiHo mit der kirchlichen Hochschule in Bielefeld-Bethel. Ende 2021 wurde der Standort Bethel wieder herausgelöst, das dort angesiedelte Institut für Diakoniewissenschaft und Diakoniemanagement wurde an die Universität Bielefeld überführt und die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel schieden aus dem KiHo-Trägerverbund aus. Die rheinische Kirche fasste bereits 2015 einen Kürzungsbeschluss, den sie 2020 wieder aufhob.