Die Vorsitzende der Enquete-Kommission zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie, Franziska Hoppermann, hat die Kirchen aufgerufen, sich bei der Analyse und der Suche nach Schlussfolgerungen aus der Pandemie zu beteiligen. In der Corona-Krise hätten politische Entscheidungen auch zu Wut, Verletzung und Trauer geführt, schreibt Hoppermann in einem Gastbeitrag für die Zeitschrift “Herder Korrespondenz” (Dezember). “Aufarbeitung sollte man nicht denen überlassen, die diese Gefühle zur Spaltung nutzen.”
Corona-Aufarbeitung betont auch das Gelungene der Maßnahmen
Dabei gelte es, die Bewertung der Corona-Maßnahmen immer unter Berücksichtigung des zum Zeitpunkt der Entscheidung vorhandenen Wissensstands zu treffen. Zur Aufarbeitung gehöre auch, positiv zu würdigen, was gelungen sei, sagte die CDU-Politikerin. Nach der Bundestagswahl hat der Bundestag eine Enquete-Kommission eingesetzt, um Lehren aus der Pandemie zu ziehen.
Als größte Tragik bezeichnete es Hoppermann, dass Menschen während der Pandemie aufgrund von Kontaktsperren einsam sterben mussten. “Wo wir sonst in Krisen und Katastrophen zusammenrücken und einander helfen, wurden plötzlich Mitmenschen und die Nähe zueinander zur potenziellen Gefahr. Dies schürte Misstrauen und beschädigte die Seele.”
Corona führte zu sichtbaren Rissen in Kirchengemeinden
Nach ihrer Beobachtung hat Corona wie in der gesamten Gesellschaft auch in den Kirchen zu Spaltungen geführt. “Ein Riss trennte diejenigen, denen die Einschränkungen nicht weit genug gingen, von jenen, die diese als massive Übergriffe empfanden. Das Spannungsfeld zwischen Eigenverantwortung, Freiheit, Solidarität und Schutzauftrag des Staates ließ sich kaum ausbalancieren.”
Hoppermann betonte, aus ihrer Sicht seien die Kirchen während der Pandemie politisch kaum hörbar gewesen. “Ich hoffe, dass dies nicht mit Zweifeln an der eigenen Relevanz verbunden ist”. Denn, so Hoppermann weiter, der Bedarf an Seelsorge sei damals wie heute ungebrochen groß.
