Oldenburg. Lisa Wraase hat Mut. Als sie auf der Synode der Kirche in Oldenburg das Wort für das Blockhaus Ahlhorn ergreift, stellt sie die Bedeutung der Sonntagsgottesdienste infrage. Ein gewagter Vergleich, der zeigt, was ihr das Blockhaus wert ist. Dort könne ein junger Christ sprachfähig werden, sagt die 25-Jährige kämpferisch. Dafür lohne es sich, Geld zu investieren und – wenn es denn sein muss – woanders zu sparen.
Man spürt, wie aufgebracht die Jugendsynodale ist. Es geht um ihre Kirche, die Belange der Jugend. Beharrlich trägt sie vor, was sie und viele andere Christen im Oldenburgischen noch immer hoffen: nämlich dass Ahlhorn gerettet werden kann. Doch dann gleicht es einem Flehen, als sie sagt, man könne doch das eine tun und müsse das andere nicht lassen. Gemeint sind die Gottesdienste – und die Jugendarbeit.
Kämpferisch nach Beschluss der Synode
Lisa Wraase hat den Nerv vieler Menschen im Oldenburgischen getroffen, die mit der Freizeit- und Tagungsstätte groß geworden sind. Jugendliche hätten ihr nach der bitteren Entscheidung geschrieben und sie für ihr Engagement gelobt, erzählt Wraase. „Sie fanden sich gut verstanden. Das hat mir ein gutes Gefühl gegeben. Ich habe getan, was ich konnte.“ Doch geholfen hat Wraases Einsatz für das Blockhaus nicht. Die Synode beschloss mehrheitlich, die Trägerschaft der Einrichtung abzugeben.
Schließlich sei sie selbst ganz traurig gewesen, erzählt Lisa Wraase. Doch Rückschläge kennt sie aus ihrer langen ehrenamtlichen Tätigkeit. Seit rund zehn Jahren engagiert sich die gebürtige Stuttgarterin in verschiedenen Jugendgremien ihrer Kirche, erst in ihrer Heimat-Gemeinde Edewecht, dann im Kirchenkreis Ammerland. Den Vorsitz der Evangelischen Jugend in Oldenburg habe sie im vergangenen Jahr abgegeben, als sie zur Landessynodalen der Kirche in Oldenburg gewählt wurde, erzählt Wraase. „Ich halte nichts von Ämterhäufung.“ Außerdem sei es gut, wenn die Jugendarbeit eine breite Basis an Engagierten habe und dadurch vielfältig sei.
Eine Stimme für die Jugend in der Kirche
Die junge Frau ist eine von weit mehr als 120 000 Menschen in Niedersachsen, die sich ehrenamtlich in der Kirche engagieren – aus verschiedenen Motiven. „Ich engagiere mich, weil ich Themen voranbringen will“, sagt Wraase, die Pädagogik in Oldenburg studiert und gerne fotografiert. „Im Rat der Jugend in Edewecht habe ich gemerkt, dass wir Jugendlichen etwas bewirken können.“ Zum Beispiel beim Thema Nachhaltigkeit. Allerdings hätten Jugendliche noch immer zu wenig Möglichkeit, die Kirche mitzugestalten.
Zum Einsatz für das Blockhaus Ahlhorn ist sie selbst erst gekommen, als das Thema schon einige Jahre in der Synode diskutiert wurde. Mindestens 20 Mal habe sie im Blockhaus an Veranstaltungen teilgenommen, schätzt Wraase. Zuerst als Konfirmandin, zuletzt als pädagogische Helferin bei den „Klassentagen“ für Schüler. „Da habe ich gemerkt, dass der Ort so viel mehr ist.“ Das Blockhaus hätte ihrer Meinung nach eine Zukunft als Ort des Lernens, Lebens und Zusammenwachsens gehabt. „Es gibt nichts, was mit Ahlhorn zu vergleichen ist.“
Lisa Wraase gibt mit ihrem Engagement ein Beispiel für die Qualitäten des Blockhauses. Sie wird sich weiter dafür engagieren, dass Jugendliche die Kirche mitgestalten können und ihre Belange eine Stimme haben.
Am Sonnabend ist Internationaler Tag des Ehrenamts. Die Landeskirchen feiern das Ehrenamt zu unterschiedlichen Terminen.