Knallbunte Dosen, zuckersüßer Geschmack und ein kräftiger Koffein-Schub: Energy-Drinks genießen Kultstatus. Jugendliche konsumieren sie auf Partys, an der Spielkonsole oder in der Schule, Erwachsene im Büro, auf der Baustelle oder dem Weg zum Fußballstadion. Aber ist das, was Klein und Groß da trinken, auch gesund?
„Wer Energy-Drinks häufig und in großer Menge trinkt, erhöht das Risiko für einen Herzinfarkt oder sogar plötzlichen Herztod“, warnt Frederike Rauer, Referentin bei der Verbraucherzentrale Hamburg. Die Kombination mehrerer Wirkstoffe in Energy-Drinks belaste das Herz stärker als Koffein allein.
Besonders im Zusammenspiel mit Alkohol könnten Energy-Drinks das Herz-Kreislauf-System belasten, da Alkohol und Koffein die Herzfrequenz erhöhten, sagt Rauer. Komme körperliche Bewegung wie Tanzen oder Sport dazu, könne dies das Herz überlasten.
Deutschland erlaubt in Energy-Drinks bis zu 320 Milligramm Koffein pro Liter. Für eine 0,5-Liter-Dose beträgt die Höchstmenge also 160 Milligramm. Laut Rauer entspricht das dem Koffeingehalt von zwei Tassen Kaffee. „Das klingt zunächst harmlos, aber es bleibt oft nicht bei einer Dose.“ Würden mehrere Energy-Drinks hintereinander getrunken, könnten unerwünschte Wirkungen auftreten.
Laut Susanne Klein, Landesgeschäftsführerin der Barmer-Krankenkasse in Hamburg, zählen zu den unerwünschten Nebenwirkungen erhöhte Nervosität und Erregbarkeit, Schweißausbrüche, Herzrasen und Schlaflosigkeit. Regelmäßig konsumierte große Mengen könnten Bluthochdruck auslösen.
Für junge Menschen können selbst 160 Milligramm Koffein zu viel sein. „Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hält drei Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht bei gesunden Erwachsenen und Jugendlichen für unbedenklich. Je niedriger also das Körpergewicht ist, desto geringer ist auch die maximal empfohlene Einzeldosis“, sagt Klein. Koffein wirke bei Kindern nicht nur deutlich schneller und stärker, ein hoher Konsum könne bei ihnen sogar das Gegenteil des gewünschten Effekts bewirken: Sie könnten schläfrig werden.
Neben Koffein enthalten die meisten Energy-Drinks viel Zucker, laut Verbraucherschützerin Rauer stecken in einer 0,5-Liter-Dose rund 60 Gramm, das entspreche 20 Stück Würfelzucker. Barmer-Chefin Klein sagt: „Der Zucker sorgt dafür, dass die aufputschende Wirkung schnell einsetzt.“ Der Blutzuckerspiegel steige, und in Kombination mit Koffein gebe es einen kurzfristigen Energieschub. Der hohe Zuckergehalt begünstigt laut Klein und Rauer die Entstehung vieler Erkrankungen wie Übergewicht und Diabetes, er ist zudem schädlich für die Zähne.
Daneben gibt es zuckerfreie Energy-Drinks. Ihnen seien Süßstoffe zugesetzt, sagt Rauer. „Sie enthalten dadurch zwar weniger Kalorien, bringen aber andere Risiken mit sich. So können bestimmte Süßungsmittel die Insulinresistenz vermindern oder das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.“
Verbraucherzentralen fordern ein Verkaufsverbot für Energy-Drinks an Kinder und Jugendliche. In anderen Ländern gibt es so etwas, in Polen beispielsweise dürfen seit Jahresanfang keine Energy-Drinks mehr an Menschen unter 18 Jahren verkauft werden.
Das Bundesernährungsministerium (BMEL) verweist auf die vom Robert Koch-Institut durchgeführte „EsKiMo II“-Studie. Demnach nehmen nahezu alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland Koffein zu sich, der Konsum bleibt nach Angaben eines BMEL-Sprechers jedoch „in der großen Mehrheit der Fälle moderat“. Aktuell laufe im Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) die „EDKAR“-Studie zu Energy-Drinks, Lebensstil und zum Herz-Kreislauf-System bei Jugendlichen.
Ein Verkaufsverbot für Energy-Drinks an Jugendliche müsste vom Bundesjugendministerium im Jugendschutzgesetz verankert werden, sagt der BMEL-Sprecher. „Eine solche Maßnahme bedarf aufgrund des Verhältnismäßigkeitsgebots einer entsprechenden wissenschaftlichen Risikobewertung.“
In Hamburg enden die Sommerferien am 28. August, in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern am 31. August. Mit Schulbeginn wird neben dem Pausenbrot sicherlich auch der eine oder andere Energy-Drink wieder seinen Platz im Schulranzen von Kindern und Jugendlichen finden – allen Warnungen zum Trotz.