Artikel teilen:

Energiegewinnung: Arte-Doku über die Kraft von Wellen

Fossile Energien sind endlich. Eine Arte-Doku zeigt, welche Kraft in Wellen und Gezeiten steckt – und woran es bei der Umsetzung noch hakt.

Der Gezeitendrache von Minesto gleitet in Form einer Acht durch die Strömung und erzeugt so Energie
Der Gezeitendrache von Minesto gleitet in Form einer Acht durch die Strömung und erzeugt so Energiek22film 2025

Fossile Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas sind endlich und haben bei ihrer Verbrennung einen hohen Kohlenstoffdioxid-Ausstoß. Deshalb werden neue Quellen zur Erzeugung von Energie gesucht. Die Arte-Dokumentation “Das größte Kraftwerk des Planeten – Strom aus dem Meer” am Samstag, 4. Oktober, um 21.40 Uhr zeigt, dass in Gezeiten und Wellen jede Menge Kraft steckt. Doch trotz vieler Fortschritte befindet sich diese Energienutzung momentan im Stillstand. Der Film begibt sich auf Spurensuche über Jahrzehnte der Forschung und spannt einen Bogen zwischen Ideen und Umsetzung. Zugleich weckt der Beitrag auch Hoffnung.

Im Bereich der Meeresenergie prophezeiten manche Experten schon vor 20 Jahren den Durchbruch. Doch bis heute ist es nicht dazu gekommen. Die Hintergründe dazu hat der Filmemacher Michael R. Gärtner für die Arte-ZDF-Dokumentation recherchiert. Offene Türen hat der Kölner TV-Journalist bei den Forschenden entlang der Küsten Europas nur bedingt eingerannt. Die Reaktionen auf seine Anfragen seien “sehr unterschiedlich” gewesen. Einige Akteure glauben, dass die Gewinnung von Meeresenergie in greifbarer Nähe liegt – und sie wollten gerne an dem Beitrag mitwirken. Gärtner habe aber auch Ingenieure kennengelernt, “die ihren Beruf aufgegeben haben, weil sie die Rückschläge auf dem Weg zum erhofften Erfolg zu sehr frustriert haben.”

Arte-Doku besucht Gezeitenkraftwerk

Bei jedem Dreh in Frankreich, Schottland und Dänemark war der Regisseur vor Ort. Er hat rund vier Monate intensiv an dem Film gearbeitet. Einen ersten Meilenstein der Meeresenergie fand er bei Saint Malo in Frankreich. In der Hafenstadt der Bretagne liefert das erste kommerzielle Gezeitenkraftwerk der Welt an der Mündung des Flusses Rance seit fast 60 Jahren zuverlässig Strom. Allerdings leidet die Umwelt unter dem massiven Eingriff in die Natur. Gärtner wollte dieses Kraftwerk unbedingt besuchen, bekam aber von den französischen Betreibern kurz vor Drehbeginn eine Absage.

Das Gezeitenkraftwerk bei Saint-Malo erzeugt mit seinen Kaplan-Turbinen deutlich sichtbare Strudel
Das Gezeitenkraftwerk bei Saint-Malo erzeugt mit seinen Kaplan-Turbinen deutlich sichtbare Strudelk22film 2025

In Deutschland suchte das Filmteam im hessischen Kassel Jochen Bard auf, Bereichsleiter Energieverfahrenstechnik beim Fraunhofer-Institut. Von der Universität Kassel wurde vor 22 Jahren ein Meeresströmungskraftwerk mit dem Namen “SeaFlow” geplant. Aber dann wurde das Geld für dieses Pionierprojekt, das Energie wie eine Art Windrad unter Wasser erzeugen sollte, immer knapper. Der Film zeigt, dass dies nicht das Ende war. “Jetzt muss die nächste Entwicklungsstufe daherkommen, das heißt: Man muss eine neue Anlagengeneration entwickeln”, sagt Physiker Bard.

Klamme Kassen und schwierige Logistik

Die Dokumentation liefert eine interessante Bestandsaufnahme in Sachen Meeresenergie. Der Film beleuchtet starke Ideen der Wissenschaft und deren Schwächen bei der Umsetzung. Ein großes Manko der Energiebranche insbesondere auf dem Meer ist die schlechte finanzielle Ausstattung der Entwickler. Ein weiteres Problem sind hohe Logistik-Kosten.

Trotz vieler Herausforderungen in dem Bereich lassen aktuelle Projekte aber auch hoffen: Im Norden Schottlands erleben derzeit weiterentwickelte Unterwasser-Turbinen ein überraschendes Comeback, wie Neil Kermode im Film berichtet. Kermode ist Geschäftsführer des vor 22 Jahren auf den Orkney-Inseln gegründeten Europäischen Zentrums für Meeresenergie, das Ideen zur Stromgewinnung aus dem Meer erprobt.

Ein Gezeitendrache erzeugt Strom

Seltene Bilder hat die Doku vor den, zwischen Island und Norwegen gelegenen Färöer-Inseln eingefangen. Auf den zu Dänemark gehörenden vulkanischen Felseninseln haben schwedische Ingeniere ein großes Unterwassergerät entwickelt. Dieser “Gezeitendrache” zieht Nordatlantik seine Kreise, um Strom zu erzeugen.

Zu seiner neuesten Doku zieht Regisseur Michael R. Gärtner gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) das Fazit: “Neue Entwicklungen sind auf Forschung angewiesen – und die kann Jahre brauchen und viel Geld kosten. Meine Recherche zeigt aber gut, dass Strom aus dem Meer doch noch eine Chance hat.”

Arte-Dokumentation “Das größte Kraftwerk des Planeten – Strom aus dem Meer” am 4. Oktober um 21.40 Uhr.