In die Debatte um den vorzeitigen Abbau einer Flüchtlingsausstellung im sächsischen Pirna hat sich jetzt auch die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich, eingeschaltet. Sie habe „null Verständnis“ für das Vorgehen des Landratsamtes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, erklärte sie am Donnerstag in Hannover. Ein Dialog über Fluchtthemen und die Begegnung mit Betroffenen sei offensichtlich notwendiger denn je.
Das sei gerade dann der Fall, wenn Besucherinnen und Besucher Unverständnis über Zitate von Flüchtlingen geäußert hätten. Das Landratsamt hatte die Ausstellung „Es ist nicht leise in meinem Kopf“ am 12. September nach nur einem Tag wieder abbauen lassen. Die Behörde begründete dies mit vermeintlichem „Unmut und Unverständnis von Bürgern und Mitarbeitern“, die die Präsentation hervorgerufen habe.
Die Ausstellung des Flüchtlingsunterstützerkreises im erzgebirgischen Schwarzenberg zu 35 Schicksalen von Geflüchteten sollte am 25. September im Rahmen der Interkulturellen Woche im Pirnaer Landratsamt eröffnet werden. „Die Ausstellung einfach abzuhängen und damit die Perspektiven der Flüchtlinge ausblenden zu wollen, ist entweder ein Akt der Hilflosigkeit oder purer Populismus“, erklärte Heinrich.
Geflüchtete seien Teil der Gesellschaft. Ihre Lebensrealität und ihre Sorgen zu ignorieren, trage nicht dazu bei, dass das Zusammenleben im Land besser werde. „Wer in politischer Verantwortung steht, muss den Mut zum Dialog haben und als Repräsentant einer Behörde Missstände beheben, egal wen sie betreffen“, forderte die Präses. Sie hoffe, „dass die Verantwortlichen in Pirna die Ausstellung doch noch wie geplant in der kommenden Woche eröffnen“.
Massive Kritik an dem vorzeitigen Abbau hatte es zuvor unter anderem von den sächsischen Grünen gegeben.