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EKD-Synode: Eine flehentliche Bitte

Auf der bevorstehenden EKD-Synode kommt eine Mitgliedschaftsuntersuchung auf den Tisch. Wie die Synodalen mit den Ergebnissen umgehen sollten, darüber macht sich Gerd-Matthias Hoeffchen Gedanken.

Ein gar nicht so unrealistisches Bild: Weitgehend leere Kirchenbänke, weil mehr und mehr Menschen der Kirche den Rücken kehren
Ein gar nicht so unrealistisches Bild: Weitgehend leere Kirchenbänke, weil mehr und mehr Menschen der Kirche den Rücken kehrenIMAGO / Herrmann Agenturfotografie

Wenn sich ab diesem Sonntag in Ulm die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) trifft, das Parlament der Evangelischen Kirche in Deutschland, dann geht es neben Einzelfragen auch ums Große und Ganze: In welche Zukunft steuert die Kirche? Welche Weichen muss sie dafür stellen? Die Mitgliedschaftsuntersuchung, die der Synode vorgestellt wird, dürfte reichlich Anlass und Material zu Diskussionen geben. Die Studie will dabei Kirchenleitenden ausdrücklich Erkenntnisse und Hinweise liefern, damit die für Entscheidungen gut gerüstet sind.

Man darf gespannt sein, welche Schlüsse EKD-Synode und Kirchenleitungen daraus ziehen werden. Denn schon bisher zeigte sich jedes Mal, wenn es ums Eingemachte ging: Diese Schlussfolgerungen können sehr unterschiedlich ausfallen – je nachdem, wie die Synodalen durch Lebenslauf und Frömmigkeitsrichtung geprägt sind, welche Vorstellungen sie von christlichem Glauben und der Kirche haben.

Wort und Tat gehören im christlichen Glauben untrennbar zusammen

Deshalb hier ein dringender Wunsch, eine flehentliche Bitte an die EKD-Synode. Bei allen Beratungen, Überlegungen und Beschlüssen sollte ein grundlegend wichtiger Zusammenhang nicht aus dem Blick geraten: Wort und Tat, Tun und Reden gehören im christlichen Glauben untrennbar zusammen. Kein Kirchenparlament, kein Gemeindevorstand sollte das eine gegen das andere abwägen müssen oder gar gegeneinander ausspielen. Erst beides zusammen – das Gute tun und damit auch von Gott erzählen – ergibt das volle Evangelium, das den Christinnen und Christen als Botschaft mit auf den Weg gegeben ist.

Leider scheint das in christlichen Kreisen nicht immer genügend bewusst zu sein. Ein alter Gegensatz, der eigentlich längst überwunden sein sollte, lautet leider nämlich oft immer noch: Mission ODER Nächstenliebe. Verkündigung ODER Diakonie. Dabei darf man im christlichen Sinne beides nicht trennen. Was die Predigt ohne die Liebe ist, steht bereits im ersten Korintherbrief: ein lautes, hohles Getöse. Und was die Nächstenliebe ohne den Bezug auf Gott ist, den Ursprung aller Liebe, hat der frühere EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber schon vor Jahren auf den Punkt gebracht: Selbstsäkularisierung.

Kirche muss Profil zeigen

Übersetzt: Wenn die Kirche das Gute tut, das alle anderen auch und genauso tun, ohne dabei aber ihr Eigenes zu zeigen, ihr Profil, ihre Besonderheit, ihr „Proprium“ – dann macht die Kirche sich überflüssig. Gott und Jesus Christus sind der Grund der Kirche, und das darf sie nicht schamvoll oder aus Gründen vermeintlich besserer Akzeptanz verschweigen.

 

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Ein Beitrag geteilt von Jonny Vom Dahl (@jonnyvomdahl)

Wie das im Einzelnen geschieht? Wieviel Predigt darf und muss sein beim Trauerbesuch? Beim Lagerfeuer zum Gemeindefest? Wie bibelfest muss eine Pflegekraft in der Diakonie sein?

Man darf gespannt sein, wie die Kirche, ihre Synoden und Kirchenleitungen derartige Fragen beantworten werden. Wo will die Kirche einsparen? Welche Arbeitsfelder kürzen oder aufgeben? Welche Einrichtungen zusammenlegen? Was will sie auf der anderen Seite beibehalten oder sogar ausbauen und stärken? In jedem Fall wird die Kirche der Zukunft, so viel darf man als gewiss annehmen, ganz anders aussehen als jetzt.