„Die Hände, die zum Beten ruhn, die macht er stark zur Tat. Und was der Beter Hände tun, geschieht nach seinem Rat.“ Aus: „Der Tag ist seiner Höhe nah“, Jochen Klepper, 1938
Wie kommen wir tatsächlich ins Handeln? Kommen unsere Hände beim Beten zur Ruhe und werden dann tatsächlich stark zur Tat? Ich erlebe das immer wieder, wenn ich unterwegs in unserer Landeskirche bin. Da gibt es viele und vieles, was mir Hoffnung macht. Aber das ist kein Grund stehenzubleiben. Denn wir müssen viele und auch neue Wege gehen, damit wir unserem Auftrag gerecht werden.
Gegen Antisemitismus klare Kante
Unser Auftrag ist es, beim Thema Antisemitismus unmissverständlich an der Seite der Jüdinnen und Juden zu stehen. Die Landessynode hat für unsere Kirche ihr Entsetzen darüber ausgedrückt, dass die Zahl der Beleidigungen und Bedrohungen jüdischer Menschen in Deutschland dramatisch zugenommen hat. Kein Christ darf es hinnehmen, dass Jüdinnen und Juden sich in Deutschland allein gelassen und nicht mehr sicher fühlen können. Die Synode hat die Bitte an alle evangelischen Christinnen und Christen gerichtet, sich an den solidarischen Aktionen erkennbar zu beteiligen. Gleichzeitig ist auch klar, dass Antisemitismus keinesfalls durch Diskriminierung bekämpft wird.
Weg zur rassismuskritischen Kirche
Unser Auftrag ist es auch, beim Thema Rassismus genau hinzuschauen. Er hält uns einen Spiegel vor und sagt uns: Beschäftigt euch damit. Schaut mal ganz genau hin und tut nicht so, als wäre das etwas, das uns als „die Guten“ nichts anginge. In diesem Sinne geht es um einen kritischen Blick, einen selbstkritischen Blick auf uns als Kirche. Deshalb hat die Landessynode intensiv über den Umgang mit Rassismus und notwendige Maßnahmen auf dem Weg zu einer rassismuskritischen Kirche beraten. Dazu hatte die Synode Nathalie Eleyth, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Ruhr-Universität Bochum, Daniela Konrädi, Pastorin der Nordkirche, sowie Hasnain Kazim, Journalist und Autor, zu Impulsvorträgen eingeladen. Danach bekräftigte die Landessynode ihren Beschluss vom November 2021, mit dem sie sich „verstärkt und bewusster“ auf den Weg zu einer rassismuskritischen Kirche begeben will und hat die Kirchenleitung beauftragt, weitere konkrete Maßnahmen umzusetzen.
Unser Auftrag, auch am innergesellschaftlichen Frieden mitzuwirken, sollte uns ebenfalls Verpflichtung sein. Gerade im Hinblick auf das bevorstehende Wahljahr 2024. Machen wir uns als „Gemeinschaft der Unterschiedlichen“ auf den Weg, das Miteinander als unsere Mission voranzubringen.
Harald Geywitz ist Präses der Landessynode der EKBO