Manche altgediente Regel zur Erkennung eines Pilzes ist heute keinen Pfifferling mehr wert. „Durch den Klimawandel wandern neue Arten ein, sodass die Regeln sich ändern“, sagt der Pilzsachverständige Dennis Regul. Der Mediziner arbeitete zunächst als Toxikologe an der Uniklinik Freiburg. Derzeit macht er einen Facharzt in Neu-Ulm. Seine 2016 gegründete Pilzschule bietet Pilzberatungen in Ulm und Pilzwanderungen in Freiburg an.
Besonders die Familie der Champignons hat sich verändert. Früher habe man fortgeschrittenen Pilzkennern zugetraut, Champignons zu identifizieren. „Inzwischen sind wir da zurückhaltend geworden“, sagt Regul. So sei die Regel „Rötende Champignons sind essbar“ heute ungültig. Inzwischen wurde eine giftige rötende Art aus dem Mittelmeerraum auch in Deutschland nachgewiesen, sodass die Regel nicht mehr anwendbar sei.
Auch die Devise: „Giftige Champignons riechen tintenartig oder nach Medizinschrank“ ist nicht mehr zu halten. Der „Falsche Wiesenegerling“ hat sie zerstört. „Er ist giftig, aber riecht nicht zuverlässig nach Medizinschrank“, sagt Regul. Der Wiesenegerling ist extrem wärmeliebend, daher haben deutsche Pilzsammler ihn früher nur in Ausnahmefällen zu sehen bekommen. „Aber mit den steigenden Temperaturen wird er häufiger“, so Regul.
Für Ungemach könnte auch noch der Parfümierte Trichterling sorgen. Er stammt ursprünglich aus Marokko und wurde bislang nur in der Schweiz und Frankreich nachgewiesen. „Es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis er auch in Deutschland zu finden sein wird“, erläutert Regul. Leider sehe der Parfümierte Trichterling dem essbaren „Fuchsigen Rötelritterling“ ähnlich, sodass Verwechslungen möglich sind. „Der Trichterling verursacht schmerzhafte Schwellungen und Hautrötungen, die über mehrere Tage anhalten können“, so der Experte.
Von der Nutzung einer App, um einen Speisepilz zu identifizieren, rät der Experte ab. Bei häufig vorkommenden Pilzarten seien die Apps recht zuverlässig, aber bei seltenen Arten versagen sie. „Sie sind toll, um eine Idee zu bekommen, was man da vor sich hat“, sagt Regul. Aber wer einen Pilz essen wolle, braucht hundertprozentige Sicherheit.