Hamburg. Die Hamburger Hauptkirche St. Jacobi hat einen neuen spätmittelalterlichen Altar. Er stammt aus der Osterkirche im Eilbeker Jacobipark, die mittlerweile von der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche genutzt wird. Hauptpastorin Astrid Kleist wird den Altar am Sonntag, 1. Dezember, um 10 Uhr im Adventsgottesdienst vorstellen. Er steht im nördlichen Seitenschiff der Kirche. Der Altar stammt vermutlich aus dem frühen 16. Jahrhundert. Nach Hamburg kam er allerdings erst vor knapp 60 Jahren.
Altar hat ungewöhnliche Details
Die Tafeln zeigten die Szenen aus dem Leben Jesu besonders anschaulich, sagte Hauptpastorin Kleist. Die Bilder würden sich auch kunsthistorischen Laien leicht erschließen. Im Mittelpunkt steht die Kreuzigung Jesu. Einige Details sind zumindest ungewöhnlich: So überreichen im Stall von Bethlehem nicht die Heiligen Drei Könige die Geschenke, sondern drei Engel. Auf dem Dach des Stalls sitzen zwei Elstern, die oft als Boten des Unglücks gelten.
Die Osterkirche im Jacobipark wurde 1864 eingeweiht und von St. Jacobi als Kapelle für ihren damaligen Friedhof in Eilbek genutzt. Nach der Entwidmung des Friedhofs 1954 wurde das Gelände in einen Park umgewandelt. Die Kirche wurde im 2. Weltkrieg weitgehend zerstört und nach dem Wiederaufbau 1962 neu eröffnet. Von 1964 an nutzte die Eilbeker Ostergemeinde sie für ihre Gottesdienste.
Altar kam in den 60er-Jahren nach Hamburg
Anfang des Jahres hatte die örtliche Eilbeker Kirchengemeinde die Osterkirche an die Bulgarisch-Orthodoxe Gemeinde abgegeben. Für die notwendige Sanierung des Gebäudes fehlte ihr das Geld. Gottesdienste feiert die Gemeinde jetzt nur noch in der nahe gelegenen Friedenskirche. Anfang Mai hatte die Bulgarisch-Orthodoxe Gemeinde die Kirche nach Abschluss der Umbauarbeiten wiedereröffnet. Weil ihr Alterraum von Ikonen geprägt ist, fand sich für den Altar keine Verwendung mehr. Am Ort des neuen Jacobi-Altars stand bislang die Skulptur des heiligen Jacobus, für die ein neuer Standort gesucht wird.
Eine Hamburger Tradition kann der Altar allerdings nicht aufweisen. Nach Recherchen von Michel-Hauptpastor Alexander Röder, der früher „Kunstpastor“ an St. Jacobi war, wurde der Flügelaltar Anfang der 60er-Jahre im Münchner Kunsthandel angeboten. Über dessen genaue Herkunft sei allerdings nahezu nichts bekannt gewesen. Eine Untersuchung der Bretter habe jedoch ergeben, dass das Holz aus dem Baltikum stammt. Die hamburgische Landeskirche hatte den Altaraufsatz 1961 für 20.000 D-Mark erworben und ihn der Eilbeker Gemeinde übergeben.